Interview

»Kämpfen hat sich gelohnt«

Rolf Eden Foto: imago

Herr Eden, wie haben Sie 1948 als junger Israeli den Unabhängigkeitstag erlebt?
Ich erinnere mich an eine Welle der Euphorie, die damals durch das Land schwappte. Die Leute haben wie verrückt gefeiert und ausgelassen auf den Straßen getanzt. Wir waren glücklich, dass wir nach so langer Zeit endlich einen eigenen Staat hatten. Es war ein unvergesslicher Tag – auch wenn die Freude ziemlich schnell vom Schock abgelöst wurde.

Noch in derselben Nacht wurde Israel von mehreren arabischen Staaten angegriffen ...
Ja, die Araber wollten uns ins Meer treiben. Sie wollten nicht zulassen, dass wir einen eigenen Staat haben.

Wie erinnern Sie sich an den Unabhängigkeitskrieg?
Kurz nach Beginn des Krieges wurde ich der Palmach zugeteilt, einer Hagana-Eliteeinheit unter der Führung Yitzhak Rabins. Der Krieg war sehr, sehr unschön, sicherlich habe ich auch Menschen erschossen. Ich hingegen habe bloß überlebt, weil ich während eines Einsatzes wegen der Hitze ohnmächtig wurde. Ich wachte erst im Krankenhaus wieder auf. Meine komplette Einheit wurde bei diesem Einsatz getötet.

Gab es für Sie als gebürtigen Berliner 1948 die Überlegung, nach Deutschland zurückzukehren, um nicht im Krieg kämpfen zu müssen?
Überhaupt nicht. Wir wurden von rund einem halben Dutzend arabischer Staaten angegriffen. Jeder Israeli, der nur irgendwie konnte, musste kämpfen. Es war die Pflicht eines jeden, das gerade erst gegründete und noch fragile Land zu verteidigen. Auch meine Pflicht.

Was denken Sie, wenn Sie sich die Entwicklung des jüdischen Staates seit dieser Zeit vor Augen führen?
Dass Israels Existenz ein Wunder ist. Nicht nur im Jahr der Staatsgründung war es fraglich, ob das Land überhaupt überleben würde. Wenn meine Eltern und andere Pioniere Israel heute sehen könnten – ihnen würden die Worte fehlen. So ein modernes, großartiges Land mit so vielen vernünftigen Menschen. Es hat sich gelohnt, gekämpft zu haben.

Was bedeutet Ihnen Jom Haazmaut heute?
Für mich ist es einfach ein schöner Tag. Ein Tag, der Israels Existenz begründet und gesichert hat. Wenn ich am Jom Haazmaut zufällig in Haifa oder Tel Aviv bin, genieße ich das jedenfalls immer sehr – nicht zuletzt wegen der ganzen sexy Soldatinnen.

Werden Sie den Unabhängigkeitstag heute feiern?
Klar! Ich bin wie schon zu Pessach wieder bei Artur Brauners Bruder Wolf und seiner Familie eingeladen. Dort gibt es immer eine ganz hervorragende französische Fischsuppe. Nach dem Essen singen wir gemeinsam alte israelische Lieder wie »Hava Nagila«, zu denen ich Klavier spiele. Nachts gehe ich dann mit zwei oder drei Damen in einen Club und feiere Israels Staatsgründung auf meine ganz persönliche Weise.

Mit dem Berliner Playboy sprach Philipp Peyman Engel.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert