Fangen wir mit dem Lob an. Das kann man dem Berliner KaDeWe dafür zollen, dass es sich entschuldigt hat. Doch zunächst hatte es acht israelische Weine, die am Golan angebaut werden, aus seinem Sortiment entfernt. Aber mit der Rücknahme der Entscheidung und der folgenden Bitte um Entschuldigung, man habe »zu rasch und unsensibel gehandelt«, ist die Sache leider noch nicht ganz vorbei. Ein gewisser Schaden bleibt für das Haus, das 1907 von Adolf Jandorf, einem Berliner Juden, gegründet wurde und das doch bis zum heutigen Tag eine Art Aushängeschild des weltoffenen Berlins ist oder zumindest sein will.
Wo das exklusive Kaufhaus nämlich vorgeprescht war, hat mit der – abzulehnenden – EU-Verordnung zur Etikettierung kaum etwas zu tun: Zum einen fordert diese Vorschrift nicht den Nichtverkauf, sondern eine bestimmte Etikettierung. Und zum anderen geht es nach Auskunft von EU-Kommission und Landwirtschaftsministerium nur darum, dass Verbraucher »nicht getäsucht« werden dürfen. Und dass Golan-Weine vom Golan kommen, steht ja wohl ohnehin auf dem Etikett!
Nebenaspekt Es war also eine Form von vorauseilendem Gehorsam, was das KaDeWe glaubte, exerzieren zu müssen. Als eine Art Streber verbannte es als Erster israelische Produkte. Und das deutet auf einen interessanten – und sehr traurigen – Nebenaspekt der Diskussion um die EU-Verordnung hin. Da kann die Kommission noch so viel erklären, was in ihrer Vorschrift drin und was da nicht drin steht, bei den Menschen kommt die Botschaft an: Kauft nichts Israelisches! Dies hat – ausgerechnet! – das KaDeWe mit seiner unsinnigen Aktion demonstriert.
Aber noch etwas zeigt der Fall KaDeWe: Die Protestkultur hat funktioniert. Unmittelbar nach Bekanntwerden der skandalösen Entscheidung hagelte es auf allen Ebenen der modernen Kommunikation Proteste: via Twitter, via Facebook, via E-Mails. Über im Vergleich dazu eher klassisch anmutende Proteste, etwa dass einige Freundinnen und ich unsere Kundenkarten zurückgeben wollten, wurde noch nachgedacht, da hatte sich die Geschäftsführung schon zum Rückzug entschlossen. Durch die schnelle, korrigierende Reaktion hat das KaDeWe mich nicht als Kundin verloren. Aber dass ich wachsam bleiben werde, dürfte klar sein.
Die Autorin ist Vorsitzende des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus in Berlin,