Jüdische Vertreter zeigen sich angesichts der Ergebnisse der AfD bei der Bundestagswahl besorgt und erschrocken. Die Resultate müssten die Menschen wachrütteln, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, am Sonntagabend.
»Es muss uns alle umtreiben, dass ein Fünftel der deutschen Wähler einer mindestens in Teilen rechtsextremistischen Partei ihre Stimme gibt, die sprachlich und ideologisch offen Verbindungen zum Rechtsradikalismus und Neo-Nazismus sucht, mit den Ängsten der Menschen spielt und ihnen nur scheinbare Lösungen anbietet.« Laut jüngsten Hochrechnungen liegt die AfD bei 20,4 Prozent.
»Deutschland ist ab heute ein anderes Land«, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch. Seit dem 7. Oktober 2023, dem Überfall der palästinensischen Terrorgruppe Hamas auf Israel, sei der Judenhass regelrecht explodiert. Knobloch erinnerte an den Messerangriff am Berliner Holocaust-Mahnmal am Freitag und einen vereitelten mutmaßlichen Anschlag auf die israelische Botschaft. »Angst gehört wieder zum Alltag jüdischer Menschen. Das muss endlich aufhören.« Die nächste Bundesregierung stehe vor enormen Aufgaben.
Der Publizist und Jurist Michel Friedman erklärte: »Die antidemokratische, Menschen verachtende Partei ist die größte Oppositionspartei. Sie will die neue Regierung jagen. Sie dringt damit noch mehr in den politischen Alltag ein. Ich bin zutiefst beunruhigt.«
Russische und amerikanische Propaganda, Lügen und geistige Brandstiftung dürften in Deutschland und Europa nicht zum Alltag werden, so Friedman weiter. Was es nun brauche, sei gute Regierungsarbeit und harten, konstruktiven Streit mit den Wählern.
»Viel Zeit bleibt nicht«, ist Friedman überzeugt.
Hochrechnungen zufolge kommt die Union auf 28,4 Prozent der Stimmen, gefolgt von der AfD mit 20,4 Prozent, dahinter die SPD (16,4 Prozent), Grüne (12,2 Prozent) und Linke (8,9 Prozent). Ob das BSW es knapp ins künftige Parlament schaffen, ist offen. Die FDP scheitert voraussichtlich an der Fünf-Prozent-Hürde.