Susanne Schröter

»Jüdische Stimmen« solidarisch mit Islamismus-Expertin

Susanne Schröter Foto: picture alliance/dpa

Die Islamismus-Expertin und Ethnologin Susanne Schröter hat nach Angaben der Frankfurter Goethe-Universität viele Solidaritätsbekundungen von Institutionen und hochrangigen Persönlichkeiten erhalten. Darunter seien Altbundespräsident Horst Köhler, Ex-Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), mehrere Bildungsorganisationen, jüdische Einrichtungen und muslimische Vereine, teilte die Universität am Freitag mit.

Schröter (65) ist wegen ihrer Kritik am Islamismus von einer Rufmordkampagne betroffen. Sie leitet das Forschungszentrum Globaler Islam (FFGI) an der Goethe-Universität und ist dort Professorin für Ethnologie. Angriffe und Verleumdungen gegen Schröter und das Forschungszentrum gingen unentwegt weiter, so das Forschungszentrum. Ziel sei offenbar, »das Ansprechen unliebsamer Themen zu unterbinden, indem man deren Kritiker diskreditiert«.

Diffamierungen Auf der Homepage des FFGI sind zahlreiche Solidaritätsbekundungen zu lesen. Köhler schreibt dort mit Blick auf Schröter, er hoffe, »dass die haltlosen Anfeindungen und Diffamierungen gegenüber Ihrer Person einer sach- und themenorientierten Kritik und Debattenkultur weichen«. Mit ihrer Forschung zum politischen Islamismus sowie zu den liberalen Strömungen des Islam habe Schröter »wichtige Beiträge zur Erforschung des Globalen Islam geleistet«. Es gehöre zu den Stärken akademischer Diskurse, so Köhler, »unterschiedliche Sichtweisen auf ein und denselben Forschungsgegenstand zuzulassen«.

Susanne Schröter erhielt unter anderem ein Schreiben mit dem Titel »Solidaritätsbekundung Jüdischer Stimmen« mit 205 Unterschriften. Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) steht Schröter zur Seite. »Das FFGI kratzt immer wieder an der stillschweigenden Hinnahme des Einflusses islamistischer Bewegungen und ausländischer Staaten in unseren Moscheen. Das stört naturgemäß bestimmte Kreise«, schrieb DIG-Chef Volker Beck. »Aber gerade deshalb sollte man das FFGI wissenschaftspolitisch nicht erschlagen. Das scheint mir ein archimedischer Moment der Religions- und Islamwissenschaft in Deutschland.«

Karliczek wendet sich persönlich an Schröter: »Ich schätze Ihre wissenschaftliche Arbeit, unterstütze diese aus voller Überzeugung und halte sie für die Bekämpfung des Extremismus für elementar.« Eine freie wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Islamismus sei »aufgrund der globalen Bedrohungslage eine wichtige und unverzichtbare Aufgabe«.

Schröter hatte im Mai in einem Interview der »Welt« gesagt, dass sie schon seit längerem bedroht werde und vor Veranstaltungen immer das Landeskriminalamt informieren müsse. »Ich bearbeite Themen, die manchen Menschen unangenehm sind. Ich arbeite seit vielen Jahren zum Thema Islamismus, und das stößt nicht nur Islamisten auf.« kna/ja

Leitartikel

Islamisten als Befreier?

Nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur atmet die Welt auf. Was die Umwälzungen für den Nahen Osten bedeuten – und für Israels Sicherheit

von Peter R. Neumann  12.12.2024

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024

Meinung

Es sollte uns beschämen, dass Juden in Deutschland sich nicht mehr sicher fühlen können

Ein Gastbeitrag von Adrian Grasse

von Adrian Grasse  11.12.2024

RIAS

Experten kritisieren Normalisierung antisemitischer Narrative

Sie sind überall verfügbar, im Internet und analog: Legenden, die gegen Juden und die Demokratie gerichtet sind. Das zeigt eine neue Studie - und nimmt speziell auch den Rechtsextremismus in den Blick

 11.12.2024

Bern

Schweiz verbietet Hamas

Ein neues Gesetz verbietet die Hamas, Tarn- und Nachfolgegruppierungen sowie Organisationen und Gruppierungen, die im Auftrag der Terrorgruppe handeln. Jüdische Organisationen begrüßen den Schritt

 11.12.2024

Restitution

Familie verliert ihr in der Nazizeit gekauftes Grundstück

85 Jahre lebt eine Familie in einem Haus in Brandenburg. Zuvor hatte es zwei jüdischen Frauen gehört, die schließlich von den Nazis ermordet wurden

 11.12.2024

Debatte

Rabbiner für Liberalisierung von Abtreibungsregelungen

Das liberale Judentum blickt anders auf das ungeborene Leben als etwa die katholische Kirche: Im jüdischen Religionsgesetz gelte der Fötus bis zur Geburt nicht als eigenständige Person, erklären liberale Rabbiner

von Leticia Witte  11.12.2024

Gelsenkirchen

Bekommt Bayern-Torhüter Daniel Peretz Konkurrenz?

Münchens Sportvorstand Max Eberl macht eine klare Ansage

 11.12.2024