Hass im Netz

»Judas Watch« wieder zugänglich

Insgesamt 1806 Einträge von Personen und Organisationen gibt es auf der Webseite. Foto: Getty Images/iStockphoto

Die antisemitische Internet-Seite »Judas Watch« ist wieder erreichbar. Mitte Januar war sie infolge ihrer Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien abgeschaltet worden.

Hinter der englischsprachigen Hetzseite, auf der jüdische und nichtjüdische Persönlichkeiten weltweit aufgelistet sind (erstere mit einem Davidstern vor dem Namen), soll ein Wiener Informatiker stecken.

VOLKSVERHETZUNG Laut einem Bericht der »Süddeutschen Zeitung« ermittelt die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München im Fall von »Judas Watch« wegen Volksverhetzung. Staatsanwaltschaft und bayerisches Landeskriminalamt betrieben zudem die Sperrung der Seite, was sich aber als schwierig gestalte.

Insgesamt 1806 Einträge von Personen und Organisationen gibt es auf »Judas Watch«, ein gutes Drittel davon sind amerikanisch. Deutschland steht an zweiter Stelle; 385 Namen werden auf der Seite an den Pranger gestellt, darunter auch Politiker, Schauspieler und jüdische Persönlichkeiten wie der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.

ZENTRALRAT Der Jüdischen Allgemeinen sagte Schuster: »Auf dieser Homepage wird nicht nur das antisemitische Stereotyp einer jüdischen Weltverschwörung geschürt, sondern es werden einzelne Personen an den Pranger gestellt. Auch wenn die Seite keine direkten Aufrufe zur Gewalt enthält, müssen alle aufgeführten Personen damit rechnen, zur Zielscheibe von Hass zu werden.«

»Auch wenn die Seite keine direkten Aufrufe zur Gewalt enthält, müssen alle aufgeführten Personen damit rechnen, zur Zielscheibe von Hass zu werden.« Josef Schuster

Die zuständigen Behörden müssten jetzt mit aller Dringlichkeit prüfen, wie diese Seite dauerhaft gesperrt werden könne, so der Zentralratspräsident.

Auch die Europäische Union jüdischer Studierender (EUJS) zeigte sich empört, dass »Judas Watch« wieder online ist. »Es sind nicht nur Personen und Organisationen aus Deutschland und Österreich gelistet, sondern aus ganz Europa. Viele davon leben ohne Personenschutz. Wir müssen mit allen rechtlichen Mitteln dagegen vorgehen«, erklärte der Präsident der Organisation, der Österreicher Bini Guttmann. Er steht selbst – wie andere führende Vertreter jüdischer Verbände - auf der Liste von »Judas Watch«.

Der deutsche EUJS-Vizepräsident Ruben Gerczikow ergänzte: »Judas Watch erleichtert die Suche nach sogenannten Soft-Targets. Personen und Organisationen werden digital zum Abschuss frei gegeben. Rechtsextreme Täter können sich ihre Ziele schnell aussuchen.«

SPERRUNG Die jüdische WerteInitiative forderte, »Judas Watch« mittels einer Sperranordnung auf der Grundlage des Jugendschutzgesetzes endgültig offline zu nehmen. Die Indizierung durch die Bundesprüfstelle habe leider nicht den gewünschten Effekt gehabt. Der Vorsitzende des Vereins, Elio Adler, sagte: »Die rechtlichen Möglichkeiten, um Judas Watch offline zu nehmen, sind bereits vorhanden. Sie müssen so schnell wie möglich umgesetzt werden.«

Der Pressesprecher der Münchner Staatsanwaltschaft, Klaus Ruhland, sagte der »Süddeutschen Zeitung«, zwar bestehe grundsätzlich die Möglichkeit der Beschlagnahme der Domain. Das setze aber ein aufwendiges Rechtshilfeersuchen voraus.

Berlin

Schläger von Lahav Shapira ficht Urteil an

Mustafa El-H. A. war vor knapp zwei Wochen vom Amtsgericht Tiergarten zu drei Jahren Haft wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden

 28.04.2025

Interview

»Es braucht eine klare Ansage«

Maram Stern über den künftigen Papst und den stockenden jüdisch-christlichen Dialog

 28.04.2025

Essay

Den Schaden haben die Juden in Thüringen

In der Debatte um die abgesagte Rede von Omri Boehm zum Buchenwald-Gedenken blieb etwas Entscheidendes unberücksichtigt: der wachsende Einfluss der AfD und des rechten Geschichtsrevisionismus. Ein Nachtrag

von Joël Ben-Yehoshua  28.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Berlin

Eklat um Getränk mit gehäckselter Wassermelone

Beim Israeltag wirbt das Restaurant »Feinberg’s« unter dem Titel »Watermelon meets Zion« mit dem Getränk. Das sorgt für Kritik

 28.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  27.04.2025

Niedersachsen

Gedenkfeier erinnert an Befreiung von Bergen-Belsen vor 80 Jahren

In dem KZ der Nazis kamen mehr als 52.000 Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene um. Am Sonntag wurde der Befreiung des Lagers gedacht

 27.04.2025

Bayern

Söder: Im KZ-Flossenbürg gab es weder Gott noch Menschlichkeit

Vor 80 Jahren wurde das Konzentrationslager Flossenbürg befreit. Bei einer Gedenkfeier mahnte der bayerische Ministerpräsident, dass alle im Kampf gegen Antisemitismus gefragt seien

 27.04.2025