Zentralrat kritisiert Kardinal

»Antisemitische Chiffren bedient«

Kardinal Gerhard Ludwig Müller an seinem letzten Amtstag als Leiter der Römischen Glaubenskongregation in der Mainzer Kirche St. Stephan (2017) Foto: imago images/Sämmer

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat dem deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller vorgeworfen, er habe »klar antisemitische Chiffren bedient«. »Das war vor allem angesichts der derzeit aufgeheizten Stimmung verantwortungslos und nicht akzeptabel«, sagte Schuster dem Portal katholisch.de. Die Kirche solle in dieser Lage befriedend wirken.

Nach Worten des Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, kommt den Kirchen während der Pandemie eine besondere Verantwortung zu. Mit Besonnenheit könnten sie insbesondere jenen Menschen helfen, die mit Unsicherheit offenbar nicht zurechtkämen und sich an »simple, irrationale Erklärungsmodelle« klammerten, sagte Klein dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Mittwoch).

VATIKAN Der Kardinal habe »das genaue Gegenteil« getan, »indem er absurde, antisemitische Verschwörungsmythen verbreitet, die schädlich für unsere Gesellschaft sind und bestehende Probleme nur verstärken«. Der Antisemitimus-Beauftragte forderte eine »klare, unmissverständliche Distanzierung« durch die katholische Kirche: »Gerade auch der Vatikan ist hier gefordert.«

Kardinal Müller (73) hatte unlängst Maßnahmen gegen die Pandemie kritisiert. Dabei benutzte er Formulierungen mit Anklängen an Verschwörungstheorien. Er sprach von Versuchen, die Menschen »gleichzuschalten« und einen »Überwachungsstaat« zu etablieren. Namentlich nannte er den Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, Microsoft-Gründer Bill Gates und den Investor George Soros.

Der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, appellierte, Religionsvertreter sollten sich gegen Verschwörungen, Hass und Verleumdungen stellen. »Die deutsche Bischofskonferenz sowie der Vatikan sollten sich von solchen kruden Aussagen und Positionen klar distanzieren.« kna

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024

Meinung

Es sollte uns beschämen, dass Juden in Deutschland sich nicht mehr sicher fühlen können

Ein Gastbeitrag von Adrian Grasse

von Adrian Grasse  11.12.2024

RIAS

Experten kritisieren Normalisierung antisemitischer Narrative

Sie sind überall verfügbar, im Internet und analog: Legenden, die gegen Juden und die Demokratie gerichtet sind. Das zeigt eine neue Studie - und nimmt speziell auch den Rechtsextremismus in den Blick

 11.12.2024

Bern

Schweiz verbietet Hamas

Ein neues Gesetz verbietet die Hamas, Tarn- und Nachfolgegruppierungen sowie Organisationen und Gruppierungen, die im Auftrag der Terrorgruppe handeln. Jüdische Organisationen begrüßen den Schritt

 11.12.2024

Restitution

Familie verliert ihr in der Nazizeit gekauftes Grundstück

85 Jahre lebt eine Familie in einem Haus in Brandenburg. Zuvor hatte es zwei jüdischen Frauen gehört, die schließlich von den Nazis ermordet wurden

 11.12.2024

Debatte

Rabbiner für Liberalisierung von Abtreibungsregelungen

Das liberale Judentum blickt anders auf das ungeborene Leben als etwa die katholische Kirche: Im jüdischen Religionsgesetz gelte der Fötus bis zur Geburt nicht als eigenständige Person, erklären liberale Rabbiner

von Leticia Witte  11.12.2024

Gelsenkirchen

Bekommt Bayern-Torhüter Daniel Peretz Konkurrenz?

Münchens Sportvorstand Max Eberl macht eine klare Ansage

 11.12.2024

Meinung

Syrien und die verfrühte Freude des Westens über den Sieg der Islamisten

Ein Gastkommentar von Ingo Way

von Ingo Way  11.12.2024