Geschichte

Jodl-Grab-Kritiker will Urteil nicht hinnehmen

Name, Lebensdaten und Titel des Kriegsverbrechers sind inzwischen nicht mehr zu erkennen, weil davor eine Steintafel angebracht wurde. Foto: Marina Maisel

Der Münchner Aktionskünstler Wolfram Kastner will seine Verurteilung durch das Landgericht Traunstein nach Aktionen gegen das Jodl-Grab auf der Fraueninsel im Chiemsee nicht hinnehmen. Sein Anwalt habe Revision beim Bayerischen Obersten Landesgericht eingereicht, sagte Kastner am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Das Landgericht hatte Kastner Ende August zu einer Geldstrafe von 2250 Euro (150 Tagessätze) verurteilt. Er musste sich wegen seiner Aktionen rund um das Steinkreuz für den ehemaligen Hitler-General Alfred Jodl wegen Diebstahls, Sachbeschädigung und versuchter Nötigung verantworten.

Kastner setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, dass der Name des verurteilten Kriegsverbrechers Alfred Jodl von dem Familiengrab verschwindet, in dem er selbst gar nicht bestattet wurde. Er entfernte unter anderem den Buchstaben »J«, sodass nur noch »Odl« (bayerisch für »Gülle«) zu lesen war und beschmierte den Stein mit roter Farbe.

Die Kunst- oder Meinungsfreiheit könnten jedoch für Kastners Taten nicht als Rechtfertigungsgrund geltend gemacht werden, urteilte das Landgericht - ebenso wenig wie die Tatsache, dass es sich bei dem Steinkreuz nur um ein Scheingrab handle. Grundsätzlich sei das Motiv des Angeklagten, nämlich die Beseitigung einer Gedenkstätte für einen Kriegsverbrecher, jedoch ehrenwert, heißt es im Urteil. Dies sei strafmildernd berücksichtigt worden.

Sollte das Urteil rechtswirksam werden, wäre Kastner vorbestraft. Doch er habe noch die Hoffnung auf ein Urteil, das »die jahrzehntelange Untätigkeit von Staatsanwaltschaft, Verwaltung und Politik gegen diese skandalöse NS-Verherrlichung« als Rechtfertigung für seine Kunstaktionen wertet, sagte er.

Wie es mit dem Jodl-Grab weitergeht, bleibt indes unklar. Immerhin ließ der Grabnutzungsberechtigte mittlerweile eine Steintafel anbringen, die Name, Lebensdaten und Titel von Alfred Jodl auf dem Kreuz verdeckt. Im Herbst wird sich auch der bayerische Landtag aufgrund einer neuen Petition einmal mehr mit dem Thema beschäftigen. epd

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Berlin

Vereinigung fordert Ausschluss der AfD bei Holocaust-Gedenken

Die demokratische Einladungspraxis, alle im Parlament vertretenen Parteien einzubeziehen, sei für die NS-Opfer und ihre Nachkommen und für viele demokratische Bürger nicht mehr tragbar

 14.01.2025

New York

46 Prozent aller Erwachsenen auf der Welt haben antisemitische Ansichten

Die Anti-Defamation League hat 58.000 Menschen in 103 Ländern befragt

 14.01.2025

NRW

NRW-Leitlinien für zeitgemäßes Bild des Judentums in der Schule

Mit Büchern gegen Antisemitismus: NRW-Bildungsministerin Feller hat zwölf Leitlinien für die Darstellung des Judentums in der Schule vorgestellt. Denn Bildungsmedien seien ein Schlüssel zur Vermittlung von Werten

von Raphael Schlimbach  14.01.2025

Faktencheck

Hitler war kein Kommunist

AfD-Chefin Weidel bezeichnet den nationalsozialistischen Diktator als »Kommunisten«. Diese These wird von wissenschaftlicher Seite abgelehnt

 14.01.2025

Berlin

Wegen Gaza-Krieg: Syrer beschädigt erneut Gebäude im Regierungsviertel

Erst das Innenministerium, dann der Amtssitz des Bundeskanzlers: Zweimal binnen weniger Tage fasst die Polizei in Berlin einen Mann, der wegen des Gaza-Kriegs wütet

 14.01.2025

Studie

Frauen und jüdischer Widerstand bei Schulnamen unterrepräsentiert

Welche Persönlichkeiten prägen die Namen deutscher Schulen? Eine Studie zeigt: Pädagogen spielen eine große Rolle. Frauen und Juden eher weniger

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

7. Oktober

Einigung auf Geisel-Deal zum Greifen nahe 

Ein Drei-Stufen-Plan sieht Medien zufolge die Freilassung von Geiseln sowie palästinensischen Häftlingen vor. Das Weiße Haus gibt sich optimistisch, dass bald ein Deal stehen könnte

von Julia Naue  13.01.2025 Aktualisiert