Herr Oberleutnant, was bedeutet es für Sie persönlich, an dieser ersten gemeinsamen Übung hier in Deutschland teilzunehmen?
Es ist eine riesige Ehre und eine einmalige Gelegenheit für mich, an einem solchen historischen Moment dabei zu sein. Ich denke, es ist wirklich ein historischer Moment, gerade für uns Juden. So etwas erlebt man sicher nicht alle Tage.
Was war Ihre Aufgabe bei diesem Manöver?
Das Geschwader, das ich leite, ist für die Logistik zuständig. Wir mussten das ganze Vorhaben vorbereiten und dann schauen, dass alles reibungslos klappt. Allein schon die Vorbereitungen in Israel waren sehr aufwendig. Später habe ich dann mit der deutschen Seite Kontakt aufgenommen, um alles genau zu planen, angefangen bei den Flugrouten bis hin zur Versorgung der Kameraden mit Essen und allem anderen am Boden.
Bekamen Sie koscheres Essen am Stützpunkt in Nörvenich?
Ja, in der Tat, und es war wirklich nicht schlecht.
Hatten Sie zuvor schon familiäre oder andere Beziehungen zu Deutschland?
Nicht direkt. Meine Großmutter väterlicherseits wurde zwar in Deutschland geboren, wuchs aber in Polen auf. Ihr Mann – mein Großvater – stammte aus der Sowjetunion und diente während des Krieges als freiwilliger Arzt in der britischen Armee. Der Vater meiner Mutter war Brite. Während des Krieges war er Spitfire-Pilot in der Royal Air Force. Seine Familie litt natürlich wie viele andere auch unter der deutschen Bombardierung Londons.
Wie wurden Sie und Ihre Kameraden hier in Deutschland empfangen?
Sehr herzlich. Schon in den Wochen zuvor konnten wir ein sehr enges und kameradschaftliches Verhältnis zu unseren deutschen Kollegen aufbauen. Anfangs gab es einige förmliche Treffen, danach tauschten wir uns dann sehr schnell und unkompliziert via WhatsApp miteinander aus.
Sie haben – im Gegensatz zu den meisten deutschen Piloten – Erfahrung bei Kampfeinsätzen gesammelt. Stellen Ihnen Ihre deutschen Kollegen dazu Fragen?
Nein. Fragen über bestimmte Einsätze sowie über taktische und strategische Dinge werden da üblicherweise nicht gestellt.
Haben Sie auch schon mal die Flugzeuge getauscht, also deutsche Piloten in israelischen F-16-Maschinen Platz genommen und israelische in Eurofightern?
Leider noch nicht, aber ich hoffe, wir können das irgendwann einmal tun. Geplant ist es vorerst noch nicht. Es wäre jetzt auch nicht möglich gewesen, denn die zweisitzigen F-16-Maschinen, die wir in hier Deutschland dabeihaben, sind nicht für Lehr- und Übungsflüge ausgerüstet.
Wie sieht Ihr Programm aus?
Wir haben am Dienstag mit der gemeinsamen Übung begonnen. Daneben waren einige meiner Kameraden in München, für die Gedenkfeiern in Dachau und Fürstenfeldbruck. Bis zur kommenden Woche stehen noch weitere gemeinsame Manöver mit der Bundeswehr an. Anschließend werden auch noch ungarische Verbände dazustoßen.
Gab es bei Ihnen oder bei Kameraden Vorbehalte, an einer militärischen Übung ausgerechnet in Deutschland, dem »Land der Täter«, teilzunehmen?
Überhaupt nicht. Eher im Gegenteil: Jeder wollte hier dabei sein. Die Menschen in Israel wollen Frieden. Und für uns ist das hier eine Gelegenheit, das auch ganz praktisch zu zeigen.
Stichwort Frieden: Was sagen Sie zur Nachricht, dass Israel und die Vereinigten Arabischen Emiraten offiziell Beziehungen aufnehmen wollen?
Ich finde das fantastisch. Wenn es nach mir geht, werden wir bald mit allen Ländern des Nahen Ostens Frieden schließen.
Mit dem Oberleutnant der israelischen Luftwaffe sprach Michael Thaidigsmann.