Israels Außenminister Gideon Sa’ar hat die Bundesregierung zu einem »klaren Kurs« aufgerufen. In einem von Chefredakteur Jan Philipp Burgard geführten »Welt am Sonntag«-Interview erklärte er, sein Land wünsche sich, »dass sich Deutschland nicht nur klar zu Israels Sicherheit bekennt, sondern im gegenseitigen Interesse auch so handelt«.
Sa’ar fügte hinzu, er hoffe, die Bundesrepublik werde sich im Nahen Osten »als stabilisierende und erneuernde Kraft« engagieren und »sich dabei von den überholten und gescheiterten Paradigmen der Vergangenheit« lösen.
»Leider haben wir während des gegenwärtigen Krieges auch Enttäuschungen erlebt, sowohl was die politische Unterstützung in internationalen Gremien als auch die Verzögerung bestimmter militärischer Hilfen betrifft. Wir hoffen hier auf einen klaren Kurs der Bundesregierung.«
»Vielköpfige Hydra«
Minister Sa’ars Kritik hat offenbar auch mit dem Abstimmverhalten Deutschlands bei den Vereinten Nationen zu tun, sowie mit einem zeitweiligen Exportstopp für bestimmte Waffen – zu einem Zeitpunkt, als Israel diese für den Kampf gegen den palästinensischen und libanesischen Terror dringend brauchte.
Der israelische Minister forderte in dem »Welt am Sonntag«-Interview auch einen harten Kurs der Europäer gegenüber dem Iran. Dieser sei »die destabilisierende Kraft Nummer eins im Nahen Osten, die Terrorismus und Radikalisierung in der gesamten Region schürt – wie eine vielköpfige Hydra, die offen ihre Absicht bekundet, Israel zu vernichten«.
Auch Deutschland habe die Möglichkeit und die Verantwortung, das iranische Atomprogramm zu stoppen. Die Sanktionen gegen das Regime in Teheran müssten über den im Iran-Abkommen vorgesehenen Mechanismus sofort wieder in Kraft gesetzt werden.
»Begeistert aufgenommen«
Ein weiteres Thema des Interviews waren die Geiseln der palästinensischen Terrororganisation Hamas, die Sa’ar zufolge »unter brutalen Bedingungen gefangen gehalten, gefoltert und ausgehungert« werden.
»Leider stärkt die internationale humanitäre Hilfe die Hamas und ist zu ihrer wichtigsten Finanzquelle geworden, anstatt ihrem ursprünglichen Zweck zu dienen, der Zivilbevölkerung in Gaza zu helfen«, so der Minister. Entgegen der Propaganda der Hamas seien die Menschen in Gaza nicht ausgehungert worden. Dennoch sei diese Lügen »von Teilen der internationalen Gemeinschaft begeistert aufgenommen« worden.
Die Bilder in den Medien verdeutlichten dies. »Die Einzigen, die wirklich ausgehungert wurden und werden, sind die israelischen Geiseln«, erklärte Gideon Sa’ar.
»Unkonventionelle Ideen«
Burgard brachte auch die Zukunft Gazas zur Sprache. Der Außenminister sagte dazu, die Herrschaft der Hamas über den Gaza-Streifen habe zu einer großen Tragödie sowohl für Israel als auch für die Bewohner des Gazastreifens geführt. »Es ist daher an der Zeit, neue und unkonventionelle Ideen für eine bessere Zukunft unvoreingenommen zu prüfen.« Dies sei »der Kern der Idee, die Präsident Trump präsentiert hat«. Viele Gazaner hätten den Wunsch, auszuwandern.
Gefragt wurde Sa’ar auch zu den jüngsten Ausführungen seines Kollegen Israel Katz. Der Verteidigungsminister hatte erklärt, Spanien, Irland und Norwegen seien verpflichtet, Palästinenser aufzunehmen, da sie einen palästinensischen Staat im letzten Jahr anerkannt hätten.
Der Außenminister dazu: »Ich vermute, Minister Katz wollte sagen, dass man von Ländern, die das Leiden der Bewohner des Gaza-Streifens bisweilen übertrieben darstellen, erwarten könnte, dass sie ihrer Rhetorik Taten folgen lassen und wegen ihrer angeblichen Humanität bereit sind, diejenigen aufzunehmen, die auswandern möchten.« im