Der Instagram-Account von Mesut Özil hat 28,1 Millionen Follower. 1638 Beiträge hat der ehemalige Fußball-Profi und langjährige deutsche Nationalspieler bis heute veröffentlicht. Auch das DFB-Team folgt ihm dort. Regelmäßig publiziert Özil auf Instagram auch Storys, die gar nichts mit Fußball oder seinem Privatleben zu tun haben.
So am Donnerstag eine Story mit einer Kachel, auf der eine Landkarte von Google Maps zu sehen ist mit Ortsmarken wie Tel Aviv, Jerusalem und Amman sowie mit dem Schriftzug »Israël«. Die französische Bezeichnung des Landes ist mit rotem Stift durchgestrichen. Darunter steht, handschriftlich, »Palestine«. Ergänzt wird die Story durch das hinzugefügte »Share if you care« und das Label »Du bist dran«.
In derselben Story sind weitere Kacheln zu finden, die sich mit dem Krieg gegen die Hamas-Terroristen in Gaza beschäftigen. Es ist nicht das erste Mal, dass Özil mit antisemitischen politischen Aussagen von sich reden macht. Eine andere Kachel zeigt Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu in oranger Gefängniskleidung, zusammen mit der Aufschrift: »Kriegsverbrecher. Kindermörder und Genozid. Satanyahu«.
Die Magie des einstigen Ausnahme-Spielers, sie ist längst verflogen, nicht erst seit seinen jüngsten Instagram-Post. Özils Geschichte ist nicht nur die eines begnadeten Fußballers, sondern auch eine Geschichte falscher Erwartungen und großer Missverständnisse.
Für die einen, die zu ihm halten, hat Özil die Züge eines Fußball-Märtyrers, der für seine gesellschaftspolitischen Gedanken im Streit mit dem Deutschen Fußball-Bund sogar seine Karriere bei der deutschen Nationalmannschaft opferte.
Einst gefragter Ansprechpartner der deutschen Politik
Für andere ist Özil mittlerweile nur noch eine Marionette bestimmter politischer und religiöser Kräfte jenseits demokratischer Werte. In den sozialen Netzwerken wartet der 35-Jährige regelmäßig mit kontroversen Meinungen auf. Viel dreht sich dabei um Religion. Um den Fußball geht es hingegen nur noch selten.
Dabei war Mesut Özil einst ein gesuchter Ansprechpartner für deutsche Politiker. Er stand für gelungene Integration. 2010 bekam Özil vom damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff das Silberne Lorbeerblatt verliehen, die höchste staatliche Auszeichnung für Sportler.
Doch dann kam im Mai 2018 jenes berühmte Foto Özils mit Recep Tayyip Erdogan, dem türkischen Staatspräsidenten und Hamas-Freund, der schon damals persona non grata für viele im Westen war.
Özil wurde nun vorgeworfen, er habe zu große Nähe zum Staatschef des Landes der Vorfahren, er zeige kein klares Bekenntnis zu Deutschland und zur deutschen Nationalmannschaft. Er und sein Umfeld nutzten das Erdogan-Foto auch für seine Zwecke.
Nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland Özil und nach 92 Länderspielen gab Mesut Özil seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt – und wandte sich von Deutschland ab. 2023 beendete er seine aktive Karriere in der Türkei.
Erdogan war plötzlich enger Freund, der Präsident wurde sogar Özils Trauzeuge. Und auch die politischen Ansichten Erdogans, zumindest im Hinblick auf Israel, teilt Mesut Özil. Gerne auch öffentlich in den sozialen Netzwerken.
Im vergangenen Jahr gab er, ebenfalls auf Instagram, den Blick frei auf ein Tattoo. Ein heulender Wolf und eine Flagge mit drei Halbmonden sind darauf zu sehen. Es sind Symbole der rechtsextremistischen »Grauen Wölfe«. ja/dpa