Vereinte Nationen

Israel: Schwarze Liste des UN-Menschenrechtsrats wird kürzer

Das Büro des amtierenden UN-Menschenrechtskommissars Volker Türk legte am Freitag den Bericht vor Foto: IMAGO/VWPics

Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) in Genf hat erstmals einen Bericht zur Anwendung der 2020 veröffentlichten schwarzen Liste von Unternehmen erstellt, die angeblich in israelische Siedlungsaktivitäten im Westjordanland und in Ost-Jerusalem verstrickt sein sollen.

Die Erstellung der Datenbank war 2016 vom UN-Menschenrechtsrat in Auftrag gegeben worden. Im Frühjahr 2020 hatte das OHCHR dann eine Liste mit 112 Firmen veröffentlicht (die meisten davon israelische), denen eine aktive Unterstützung der Siedlungstätigkeit Israels vorgeworfen wird.

Für die Vereinten Nationen verstoßen die Siedlungen in den 1967 von Israel eroberten Gebieten gegen das Völkerrecht. Regelmäßig beruft der Menschenrechtsrat Untersuchungskommissionen und andere Gremien ein, die sich mit angeblichen israelischen Verfehlungen befassen.

UPDATE Die »schwarze Liste« ist nach wie vor die erste und einzige ihrer Art. Laut dem Bericht, der den sperrigen Titel »OHCHR-Update der Datenbank aller Wirtschaftsunternehmen, die an den in Absatz 96 des Berichts der unabhängigen internationalen Untersuchungsmission zur Untersuchung der Auswirkungen der israelischen Siedlungen auf die bürgerlichen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte der palästinensischen Bevölkerung in den besetzten palästinensischen Gebieten, einschließlich Ost-Jerusalems, beteiligt sind« trägt und dieser Zeitung vorliegt, wurden von den 112 gelisteten Unternehmen nun 15 entfernt.

Dafür habe es »triftige Gründe« gegeben, so der Bericht, ohne auf die einzelnen Fälle einzugehen. Als allgemeine Gründe für die Streichung wurden unter anderem die Änderung der Eigentümerverhältnisse und der Rückzug aus bestimmten Aktivitäten genannt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Datenbank erhebe auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, so der Bericht. Neue Unternehmen wurden nicht aufgenommen. In seiner Resolution 31/36 hatte der Menschenrechtsrat die Kriterien für die Erstellung der Datenbank definiert. So sollten Firmen auf die schwarze Liste kommen, die zur Lieferung von Materialien für den Bau und die Erweiterung von Siedlungen und der damit verbundenen Infrastruktur beiztrugen, Überwachungsausrüstung für Siedlungen und Kontrollpunkte lieferten oder auch Dienstleistungen zur Aufrechterhaltung und Existenz von Siedlungen, einschließlich von Finanzgeschäften, leisteten.

STREICHUNG Die verbleibenden 97 Unternehmen erfüllten weiter diese Kriterien, so der Bericht. Die allermeisten von ihnen sind in Israel ansässig. Es finden sich aber auch 16 Unternehmen aus den USA, Frankreich, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien in der Datenbank, darunter die Hotel-Buchungsseiten Airbnb, Booking.com, Expedia, Opodo und TripAdvisor, die auf ihren Seiten auch Kurzeitunterkünfte in israelischen Siedlungen anbieten, sowie der französische Bahnausrüster Alstom. Auch der amerikanische Telekommunikationskonzern Motorola steht auf der schwarzen Liste der Vereinten Nationen. Eine Bewertung der praktischen Auswirkungen der Liste auf die Aktivitäten der betroffenen Firmen nahm das OHCHR in seinem Bericht nicht vor.

Die Erstellung der Datenbank war in der Vergangenheit mit scharfer Kritik nicht nur seitens Israels, sondern auch der Europäischen Union und der USA bedacht worden. Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, sprach 2016 von einem »weiteren Tiefpunkt« für den Menschenrechtsrat. Der damalige UN-Botschafter Israels, Danny Danon, sagte, das Gremium habe sich »zu einem Komplizen der BDS-Bewegung« gemacht.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zuletzt war es aber eher ruhig um die Liste. Ob und wie sie weitergeführt wird, ist noch nicht klar. Das OHCHR wies darauf hin, dass man das aktuelle Update mit den vorhandenen personellen und finanziellen Ressourcen erstellt habe, »ausnahmsweise«, wie es wörtlich in dem Papier heißt.

Beobachter in Genf vermuten jedoch, dass vor allem die Palästinenser auf Zuteilung zusätzlicher finanzieller Mittel an das OHCHR drängen werden. Die Entscheidung darüber liegt beim Menschenrechtsrat, dem auch Deutschland angehört.

Horst Köhler

Er hörte zu, er fragte nach

Bei dem kürzlich verstorbenen Altbundespräsidenten war immer zu spüren: Jüdisches Leben in Deutschland war ihm ein Herzensanliegen

von Maram Stern  06.02.2025

Nahost

Trump: »Keine US-Soldaten« benötigt

Der amerikanische Präsident verstrickt sich bei der Erklärung seiner Ideen für Gaza in Widersprüche

 06.02.2025

Schönefeld

Leichnam von Jamshid Sharmahd in der Bundesrepublik angekommen

Die sterblichen Überreste des Deutsch-Iraners sollen in Cottbus einer Autopsie unterzogen werden – sechs Monate nach seiner Exekution in Teheran

 06.02.2025

München

Ludwigs-Maximilian-Universität verweigert Francesca Albanese Hörsaal

Ein Vortrag der umstrittenen UN-Sonderberichterstatterin für die Palästinensergebiete an der Münchner Universität wurde abgesagt

von Michael Thaidigsmann  06.02.2025

Stuttgart

Schüler, Eltern und Lehrer empört über AfD-Stand bei Bildungsmesse

Der geplante AfD-Stand auf der »didacta« in Stuttgart sorgt für viel Kritik. Nach Gewerkschaften warnen nun auch Schüler-, Eltern- und Lehrerverbände vor »Demokratiefeinden«

 06.02.2025

Bundestag

Gemischte Gefühle

Das gemeinsame Abstimmen von Union und AfD löst heftige Reaktionen aus – auch bei Jüdinnen und Juden

von Michael Thaidigsmann  06.02.2025

Meinung

München als Mahnung

Die Stadt brauchte 55 Jahre, um sich dazu durchzuringen, den Opfern des Brandanschlags auf das jüdische Gemeindehaus in der Reichenbachstraße ein Denkmal zu setzen. Die Täter sind bis heute nicht gefunden

von Georg M. Hafner  06.02.2025

Flossenbürg

Gedenkstättenleiter gegen rechte Instrumentalisierung von Bonhoeffer

Die politische Vereinnahmung durch evangelikale Rechte in den USA sei unerträglich, sagt Jörg Skriebeleit

 06.02.2025

Bonn

Wahl-O-Mat startet heute

Rechtzeitig vor der Bundestagswahl am 23. Februar geht der Wahl-O-Mat wieder online. Nutzer können dabei mit 38 Thesen herausfinden, welche Partei am besten zu ihren politischen Ansichten passt

 06.02.2025