Als sich die USA mit den anderen UN-Vetomächten plus Deutschland über das Abkommen mit dem Iran einigten, war das auch eine Botschaft an Israel: Die Mullahs sind ohnehin nicht zu schlagen, es ist besser, ihr schließt euch uns an!
Hundertprozentig falsch ist diese Ansage nicht, denn ein vernichtender militärischer Alleinschlag war und ist für Israel nie eine realistische Alternative gewesen. Zumindest ist das aus für Israels Sicherheit verantwortlichen Kreisen so zu hören. Auch in den kommenden sechs Monaten, solange das Abkommen mit dem Iran quasi in der Probezeit ist, werden kaum israelische Kampfjets gen Teheran starten.
Konflikt Israels Rolle in diesem Konflikt bleibt also unverändert: Es ist die des Warners. Das ist eine mehr politische denn militärische Rolle, und um diese glaubwürdig auszufüllen, muss Israel aufpassen, nicht ins politische Abseits gedrängt zu werden. Selbst in Israel stehen in dieser Frage nicht mehr alle geschlossen hinter Premier Benjamin Netanjahu. Nicht wenige meinen zum Beispiel, gerade Israel hätte die Kompetenz, die vom Iran zugestandenen Kontrollen technisch zu begleiten.
Wenn auch nicht vor Ort, so doch mit erheblichem Informationsvorsprung. Schließlich hat Jerusalem ein existenzielles Interesse daran, zu wissen, was das Mullah-Regime unternimmt. Zudem muss Israel deutlich machen, welche und wie viele Fallen in dem Abkommen, mit dem doch Irans Griff zur Bombe verhindert werden soll, stecken. Mit seinem vielleicht zu schnellen Urteil vom »historischen Fehler« hat Netanjahu dies nicht erreicht.
Dabei steht er mit seiner Kritik nicht allein. Die Bedenken vieler US-Senatoren waren sogar Thema beim Telefonat von Barack Obama mit Netanjahu. Auch Frankreich bringt viel Verständnis für Israels Sorgen auf. Nicht zu vergessen die neuen kritischen Töne aus manchen arabischen Staaten. Die fürchten ebenso die atomare Bedrohung aus Teheran. Dieser Druck könnte sich nutzen lassen, damit der Iran den Vertrag wirklich einhält.
Der Autor ist freier Journalist in Tel Aviv.