Für einen Schoa-Überlebenden wie mich, geboren im Jahr 1935, war die »Kristallnacht« 1938 eine deutliche Warnung vor dem, was über die Juden im »Dritten Reich« und vielleicht über alle anderen Juden hereinbrechen würde, wenn es den großen Demokratien Europas nicht gelingen würde, Hitler-Deutschland in dem Konflikt zu besiegen, der unvermeidlich schien.
Dies geschah in meiner frühen Kindheit, die endete, als uns die Schoa einholte; als wir der Deportation entgingen dank des Opfers meines Vaters, den die SS verhaftete, nachdem er die Tür geöffnet hatte, während meine Mutter, meine Schwester und ich uns hinter einer falschen Schrankwand versteckten. Monatelang waren wir gejagte Kinder in Nizza.
Ich und die anderen Gejagten, die bald 90 Jahre alt sein werden, sind am 8. Oktober 2023 am Tag nach dem 9. November 1938 aufgewacht. Zwischen der Nacht der Nazis, die die Schoa einleitete, und der Nacht der Hamas, die die Ausrottung der Juden in Israel einleiten will, gibt es keinen Unterschied: Ein Feind der Juden hat die Welt wissen lassen, was er vorhat.
Mit ihrer Terroraktion zollt die Hamas dem Großmufti von Jerusalem Tribut, der davon träumte, die Juden aus Britisch-Palästina zu vertreiben, und sich 1941 mit diesem Ziel mit Hitler traf.
Wir, die Überlebenden der Schoa, sind fassungslos. Es war kein Pogrom. Bei einem Pogrom waren die Juden unbewaffnet. Am 7. Oktober hatten die Ermordeten einen Staat und eine Armee, die sie beschützen sollte, was nicht passiert ist.
Wir erkennen, dass Israel nicht Goliath ist, David ist immer noch Jude, und die arabischen Länder sind der wahre Goliath. Die Lektion, die wir aus der Geschichte von Masada bis zum 7. Oktober lernen müssen, ist, dass Juden stark und wachsam sein müssen, und dass es kein jüdisches Leben gibt, das nicht mit antijüdischem Hass konfrontiert wird.
Der Autor ist Holocaust-Überlebender, Anwalt und Frankreichs berühmtester Nazi-Jäger.