Einige evangelische Organisationen scheinen mit Israel ein Problem zu haben. Jüngstes Beispiel: die Johanneskirche Frohnau. In der Ankündigung zu einem Projekttag zum Thema »Christen im Heiligen Land« steht, dass dieser von der »aus Palästina stammenden Vikarin Sally Azar« vorbereitet wurde, die »erste Gemeindepfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land – der Region Palästina – werden« möchte.
Die ganze Zeit ist die Rede vom »Heiligen Land, Jordanien und Palästina«. Israel wird nur im Zusammenhang mit einer Israelreise erwähnt, ist aber ansonsten offenbar nicht existent. So heißt es weiter, dass »es Video-Berichte aus Palästina« geben werde oder »Gespräche in Kleingruppen mit jeweils einem Gast, der selbst aus Palästina kommt oder dort länger gelebt hat«.
Wenn aber ein Staat erwähnt wird, dann bitte alle. In diesem Zusammenhang es bei Israel nicht zu tun, ist dessen Delegitimierung.
Es ist schon sehr irritierend, dass Jordanien und der nicht existierende Staat »Palästina« systematisch erwähnt werden, während der real existierende Staat Israel ignoriert wird. Wenn die Evangelische Kirche meint, mit dem Begriff »Heiliges Land« die ganze Region beiderseits des Jordans zu beschreiben, dann wäre es nur konsequent, keinen Staat zu erwähnen. Dies wäre logisch und nachvollziehbar.
DEMOKRATIE Wenn aber ein Staat erwähnt wird, dann bitte alle. In diesem Zusammenhang es bei Israel nicht zu tun, ist dessen Delegitimierung. Zudem stellt sich die Frage, wieso, wenn schon »Christen im Heiligen Land« thematisiert werden, anscheinend deren Leben in Nazareth oder Haifa nicht interessiert.
Oder will man nicht wahrhaben, dass die Menschen in Israel in einer freiheitlichen Demokratie – laut dem aktuellen Demokratieindex wie Frankreich, USA, Spanien, Italien, Portugal oder Belgien – leben?
Vielleicht wäre es ein guter erster Schritt, die Umschreibung »Heiliges Land« wegfallen zu lassen und stattdessen durchgehend von Jordanien, den Palästinensischen Autonomiegebieten und Israel zu sprechen. Denn so, wie es bisher klingt, hat man den Eindruck, dass sich die betreffende Kirche um den Namen »Israel« herumdruckst. Als ob sie Probleme mit dem einzigen jüdischen Staat hätte.
Einen Tag, nachdem ich meinen Irritationen auf Twitter Ausdruck gab, »verschwand« der Ankündigungstext übrigens von der Homepage der Kirchengemeinde – ohne jeden Kommentar.
Der Autor ist Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.