Es hört sich gut an. Die Knesset hat ein Gesetz erlassen, das die Gehälter der Topmanager im israelischen Finanzbereich begrenzen soll. Keine Multi-Millionen-Gelder mehr für die Nadelstreifenträger, die sich in den Chefetagen von Bank Leumi, Discount, Hapoalim und Co. sowie den verglasten Versicherungstürmen im Zentrum tummeln.
Viele Israelis werden bei der Nachricht »Richtig so!« gerufen haben. Tatsächlich ist das Gesetz ein guter Anfang. Schließlich sind Banken und Versicherungen keine gänzlich privaten Unternehmungen. Sie werden vom Staat überwacht und manchmal auch gestützt. Daher sollten die Angestellten nicht das Recht haben, Gehälter einzufordern wie Manager in der freien Wirtschaft.
handvoll Es ist also korrekt, den Einkommen in diesem Sektor einen Deckel aufzusetzen. Eine wirkliche Reform aber bringt das Gesetz nicht. Denn so lobenswert die Initiative des Finanzministers Mosche Kachlon auch ist, sie scheint halbherzig. Israel ist ein kleines Land mit einer extrem begrenzten Anzahl von Finanzinstitutionen. In denen sitzt kaum mehr als eine Handvoll Chefs, die Gelder in siebenstelligen Summen erhalten. Wirklich viel kommt da nicht zusammen.
Auch wenn er sich gern so sieht, die Gesetzesänderung macht Kachlon nicht zum israelischen Robin Hood. Um sich die grüne Mütze der Hoffnung aufsetzen zu dürfen, hätte er auch den zweiten Teil der Mission erfüllen müssen: »Von den Reichen nehmen und den Armen geben.« Dazu gehört mehr, als die Gehälter von einigen wenigen zu beschränken. Das Gesetz auf andere Bereiche auszuweiten, würde guttun. Allerdings sei das nicht geplant, ließ Regierungschef Benjamin Netanjahu bereits wissen.
Normalgehälter In Israel, wo 21 Prozent der Bürger unterhalb der Armutsgrenze leben, wäre eine Anhebung der Mindestgehälter wünschenswert gewesen. Oder zumindest die Aushebelung der horrenden Bankgebühren, die Kontoinhaber für jede noch so geringe Transaktion bezahlen müssen. Denn mit den Millionen und Abermillionen von kleinen Zahlungen der Leute mit ganz normalem Einkommen werden die überzogenen Gehälter der Chefs schließlich finanziert.
Das neue Gesetz ist sicher ein Zeichen von psychologischer Bedeutung für die Israelis. Es signalisiert, dass die Regierung nicht immer nur auf die Reichen und Einflussreichen hört. Viel mehr ist es aber leider nicht.