Die niedersächsische Initiative für die Einführung eines gesetzlichen Feiertags am Reformationstag stößt auch beim Zentralrat der Juden auf Widerstand. Dessen Präsident Josef Schuster sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), er schließe sich dem Präsidenten des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden, Michael Fürst, an, der meine, ein neuer Feiertag solle den interreligiösen Dialog fördern. »Dafür eignet sich der Reformationstag in keiner Weise«, sagte Schuster.
Der oberste Repräsentant der Juden in Deutschland verwies auf die antisemitischen Schriften des Reformators Martin Luther (1483–1546). Wer an Luther denke, »muss auch an seinen Antisemitismus denken«, sagte Schuster.
allerheiligen Darüber hinaus halte er den Reformationstag als bundesweiten gesetzlichen Feiertag schlicht nicht für praktikabel. »Denn in einigen Bundesländern ist bereits der Tag darauf, Allerheiligen, ein Feiertag«, sagte Schuster. »Und zwei Feiertage hintereinander? Ich glaube nicht, dass das durchsetzbar wäre.«
Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte sich für einen gesetzlichen Feiertag am Reformationstag ausgesprochen, wofür er Unterstützung von der evangelischen Landeskirche bekommt. Am Reformationstag (31. Oktober) wird an Luthers Thesenanschlag in Wittenberg im Jahr 1517 erinnert. Mit seiner damaligen Kritik an der römischen Kirche löste Luther die Reformation aus, die schließlich die Trennung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Zum 500. Jubiläum des Ereignisses war der Reformationstag im vergangenen Jahr ein bundesweiter gesetzlicher Feiertag.
Gegen die Pläne der schwarz-roten Landesregierung in Niedersachsen, auch künftig einen Feiertag dorthin zu legen, protestierten die Jüdischen Gemeinden im Land. Fürst schrieb in einem Brief an die Abgeordneten des Landtags, er halte eine Entscheidung für diesen Feiertag »nicht nur für fehlerhaft, sondern für untragbar«.
antisemitismus Zentralratspräsident Schuster lobte indes die aktuellen Anstrengungen der Kirchen gegen Antisemitismus. »Beide christlichen Kirchen bemühen sich sehr redlich, die jahrhundertelange Judenfeindschaft aufzuarbeiten«, sagte er. Die katholische Kirche habe mit dem Konzilsdokument »Nostra Aetate« den entscheidenden Schritt getan.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) habe sich anlässlich des Reformationsjubiläums sehr klar von Luthers judenfeindlichen Schriften und von der Judenmission distanziert. »Das erwarten wir von allen evangelischen Kirchen, auch den evangelikalen«, betonte Schuster. epd