Berlin/Potsdam

In Erinnerung an Regina Jonas und Nathan Peter Levinson

Rabbinerin Regina Jonas (1902-1944) Foto: Centrum Judaicum

Wie die »Welt« zuerst berichtete, soll die vom Zentralrat der Juden in Deutschland auf den Weg gebrachte neue Stiftung zur liberalen Rabbinerausbildung nach Nathan Peter Levinson benannt werden. Der liberale Rabbiner wurde 1921 in Berlin geboren und floh mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten. Nach dem Ende ihrer Herrschaft kehrte er nach Deutschland zurück, wo er Großrabbiner des Landes Berlin wurde.

Zudem soll laut »Welt« die Einrichtung der liberalen Rabbinerausbildung unter dem Dach der Stiftung künftig Regina-Jonas-Seminar heißen. Jonas war die erste Frau weltweit, die zur Rabbinerin ordiniert wurde. Die deutsche Jüdin war in verschiedenen Berliner Synagogen tätig, bevor sie 1944 von den Nationalsozialisten im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. Auf Anfrage bestätigte der Zentralrat die Pläne zur Namensgebung.

Mit Rabbiner Prof. Yehoyada Amir habe man für das Regina-Jonas-Seminar »den wohl renommiertesten Vertreter des liberalen Judentums für die Leitung der liberalen Rabbinerausbildung gewinnen können«, so der Zentralrat weiter. Amir habe »bis zu seiner Emeritierung über 10 Jahre die liberale Rabbinerausbildung in Jerusalem geleitet.«

Im Februar dieses Jahres hatte der Zentralrat die Gründung der Stiftung angekündigt. Das Bundesinnenministerium, die Kultusministerkonferenz und das brandenburgische Kulturministerium als öffentliche Zuwendungsgeber hatten dies begrüßt. Ziel sei, dass es »weiterhin und dauerhaft eine liberale wie konservative Rabbinats- und Kantoratsausbildung in Deutschland geben soll«, hieß es damals. Es bestehe kein Vertrauen mehr in die derzeitige Trägerstruktur unter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Deshalb werde eine neue Struktur in Form einer vom Zentralrat ins Leben gerufenen religionsgemeinschaftlichen Stiftung angestrebt.

Ein Sprecher des Zentralrats sagte nun auf Anfrage: »Wir gehen davon aus, dass die Stiftung zum Wintersemester 2024/25 ihre Arbeit aufnehmen wird.« Die vom Zentralrat auf den Weg gebrachte Nathan-Peter-Levinson-Stiftung zur Rabbinerausbildung soll ihren Sitz ebenfalls in Potsdam haben. Der Standort in Potsdam solle für die künftige Ausbildung beibehalten werden, betonte ein Sprecher des Zentralrats. Sobald die Stiftung ihre Arbeit aufgenommen hat, solle ein Kooperationsvertrag mit der Universität Potsdam geschlossen werden. 

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin, die seit rund anderthalb Jahren die Trägerschaft der beiden Potsdamer Rabbinerseminare Abraham-Geiger-Kolleg und Zacharias-Frankel-College innehat, lehnt die Rabbinerausbildung unter der Trägerschaft der neuen Stiftung jedoch ab. Sie sieht nach eigener Aussage die Unabhängigkeit der nicht-orthodoxen Rabbinerausbildung gefährdet.

Ein Gemeindesprecher sagte, Ziel des Zentralrats sei, die Rabbinerausbildung »in welcher Form auch immer, unter seinen Einfluss zu bringen und damit als unabhängige liberal-jüdische Institution abzuwickeln«.

Dem widerspricht der Zentralrat vehement. »Die Jüdischen Gemeinden in Deutschland entscheiden hier über die Geistlichenausbildung für den deutschsprachigen Raum«, so die jüdische Dachorganisation. »Die Entscheidungen werden weder in Argentinien (WUPJ) noch in London (EUPJ) getroffen. WUPJ und EUPJ haben das Angebot, Teil des Rabbinical Boards der liberalen Rabbinerausbildung zu werden.«  ja/epd

Anmerkung der Redaktion:
In unserer ursprünglichen Berichterstattung vom 26. Juli 2024 hieß es irrtümlicherweise, das Abraham Geiger Kolleg solle in Regina-Jonas-Seminar umbenannt werden. Das ist falsch. Wir bitten unsere Leser, den Fehler zu entschuldigen.

Baden-Württemberg

Täter hinter »Fuck Israel«-Botschaften ermittelt

In einer Lieferung der Roto Frank AG nach Israel lagen Hass-Botschaften. Nun will das Unternehmen den Fall aufgeklärt haben

 27.10.2024

Meinung

Es geht um Anstand

Wer wie Aydan Özoguz Israel dämonisiert, darf in demokratischen Parteien keine Position haben

von Renée Röske  27.10.2024

Antisemitismus

Jens Spahn vergleicht Aydan Özoguz mit Hermann Göring

Die Bundestagsvizepräsidentin präsidiere »gegen Israel und gegen Juden«

 26.10.2024 Aktualisiert

Brüssel

EU: Forderungen nach Sanktionen gegen Israel nehmen zu

Das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Israel werde zusehends in Frage gestellt, so der Präsident des Europäischen Rates

 26.10.2024

Senat

Mehrere Berliner Abgeordnete verlassen Linkspartei

Wegen eines Antisemitismus-Streits kehren einige Politiker der Linkspartei den Rücken - auch der ehemalige Senator Klaus Lederer

 23.10.2024

Straßburg

Alle Klarheiten beseitigt

Der Streit über EU-Gelder für die Palästinenser und die UNRWA entzweit das Europäische Parlament

von Michael Thaidigsmann  23.10.2024

USA/Israel

FBI übernimmt Ermittlungen nach Geheimdienstleck

Dokumente über Israels Vorbereitungen für einen Angriff gegen den Iran gelangten an die Öffentlichkeit. Wer steckt dahinter?

 23.10.2024

Washington D.C.

Trump wollte »Militärs wie Hitlers Generäle«

Sein ehemaliger Stabschef John Kelly erinnert sich an höchst problematische Aussagen

 23.10.2024

Herta Müller

»Das Wort ›Märtyrer‹ verachtet das Leben schlechthin«

Die Literaturnobelpreisträgerin wurde mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Herta Müller  23.10.2024