AfD

Immer nur falsch zitiert

Foto: imago

Die AfD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag fühlt sich missverstanden. Sie wolle keine Gelder für Gedenkstättenfahrten von Schulklassen streichen, es gehe nur um die »Änderung der Begrifflichkeit«, teilte Pressesprecherin Astrid Schlupp-Melchinger der Jüdischen Allgemeinen mit.

Diese Zeitung hatte allerdings aus einem Antrag zitiert, in dem es zur Begründung wörtlich hieß, die AfD lehne eine »einseitige Konzentration auf zwölf Jahre nationalsozialistischen Unrechts« ab.

Noch weniger missverständlich hatte Fraktionsvize Rainer Podeswa gesagt, es gehe darum, dass Schüler sich »positiv mit unserem Land und seiner Geschichte identifizieren«. Claudia Martin, Ende 2016 aus der Fraktion ausgestiegen, sagt, wenn die AfD von »Missverständnis« spreche, »zeugt das von Zurückrudern«.

ddr-flüchtlinge Erst jüngst antwortete die AfD-Abgeordnete Christina Baum auf die Anregung, ein Mahnmal für NS-Opfer in Tauberbischofsheim zu errichten, man solle doch lieber »der getöteten DDR-Flüchtlinge gedenken«, das habe einen »wesentlich jüngeren zeitgeschichtlichen Bezug«.

Nach Informationen der FAZ fordert die AfD-Fraktion auch, Israel-Stipendien zu streichen. Und ein Resolutionsentwurf, in dem sich zum Existenzrecht Israels bekannt wird, habe keine Mehrheit gefunden.

Vielleicht wieder Missverständnisse. Doch bezüglich ihres Antrags, der KZ-Gedenkstätte Gurs Gelder zu entziehen, den sie mittlerweile kleinlaut zurückgezogen hat, fuhr die AfD zunächst eine andere Linie. »Der eigentliche Skandal ist«, hatte Fraktionsvize Emil Sänze erklärt, »dass ein Dokument der AfD bereits im Vorfeld einem Journalisten zugespielt wurde.«

Nicht dass angeblich falsch zitiert worden sei, wurde behauptet, sondern dass die Presse den Antrag gar nicht kennen dürfte.

Die Abgeordneten Lars Patrick Berg, Stefan Herre und Heinrich Fiechtner hatten in einem Offenen Brief gefordert, den Gurs-Antrag zurückzuziehen. Das tat die Fraktion auch, mahnte die drei aber ab. Gegen Fiechtner soll es Bemühungen geben, ihn auszuschließen. Das dementiert die AfD, gibt aber zu, dass er nicht mehr in ihrem Namen im Landtag reden darf.

unterschrift Probleme anderer Art macht der AfD ihr Abgeordneter Stefan Räpple. Der hat eine Erklärung der Fraktion gegen jeden Antisemitismus nicht unterschrieben. Fraktions- und Parteichef Jörg Meuthen aber hatte im Oktober 2016 das Gegenteil behauptet; nun heißt es: »Ich bin damals davon ausgegangen, dass er es selbstverständlich noch unterschreiben wird.«

Sein Vize Sänze hat eine andere Erklärung parat. »Es war de jure nicht notwendig, dass Herr Räpple den Vertrag unterschreibt«, schließlich ha-be die Fraktion das ja beschlossen.

Auch in Köln wirft ein Aussteiger der AfD Antisemitismus vor. Stadtrat Thomas Traeder hatte sich über judenfeindliche Postings eines Ratskollegen beschwert. NRW-Landeschef Marcus Pretzell, Ehemann der Bundesvorsitzenden Frauke Petry, soll ihn angeschrien und mit Ordnungsmaßnahmen gedroht haben. Das könnte aber auch ein Missverständnis sein.

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  16.04.2025

Eren Güvercin

Wo sind die Gelehrten, die der Fatwa gegen Israel widersprechen?

Ein ranghoher Geistlicher erklärt den Kampf gegen Israel zur Pflicht eines jeden Muslims. Kritik an diesem offenen Terroraufruf sucht man bei deutschen Islamverbänden vergeblich

von Eren Güvercin  16.04.2025

Finanzhilfe

Zentralrat: UNRWA darf in seiner derzeitigen Form keine Zukunft haben

Das Hilfswerk für die Palästinenser in Gaza steht nach zahlreichen Terrorvorfällen massiv in der Kritik

 16.04.2025

Berlin

Hisbollah-Anhänger bei Razzia in Neukölln festgenommen

Der Mann habe sich nach den Hamas-Massakern im Libanon ausbilden lassen, um gegen Israel zu kämpfen

 15.04.2025

Krieg in Gaza

»Fatwa«: Islamische Gelehrte rufen zum Dschihad gegen Israel auf

Ein in London ansässiger Verband hetzt gegen Israel. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft sieht eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit auch in Deutschland

von Michael Thaidigsmann  15.04.2025

Essay

Warum ich stolz auf Israel bin

Das Land ist trotz der Massaker vom 7. Oktober 2023 nicht zusammengebrochen, sondern widerstandsfähig, hoffnungsvoll und vereint geblieben

von Alon David  15.04.2025 Aktualisiert

Joshua Schultheis

Im Krieg braucht es ein Korrektiv

Das israelische Militär will den verheerenden Angriff auf Krankenwagen in Gaza untersuchen. Es geht um viel: die Glaubwürdigkeit der Armee, Gerechtigkeit für die Toten und darum, sinnloses Leid künftig besser zu verhindern

von Joshua Schultheis  15.04.2025

Buchenwald-Gedenken

»Nehmen wir doch bitte das Gift aus der Debatte!«

Nach dem Eklat um die abgesagte Rede Omri Boehms sieht sich Jens-Christian Wagner scharfer Kritik seitens des israelischen Botschafters ausgesetzt. Wie blickt der Gedenkstättenleiter auf die heftige Diskussion der vergangenen Tage? Ein Interview

von Michael Thaidigsmann  15.04.2025 Aktualisiert

Berlin

Rekordzahl an Fällen von Hass auf Sinti und Roma

Hass und Diskriminierung in Bezug auf Sinti und Roma bleiben in der Hauptstadt auf einem erschreckend hohen Niveau. Dabei werden nicht einmal alle Fälle erfasst

 15.04.2025