Für die Schlagzeile »Wir sind Papst!« kann er nichts. Auch nicht für sein Alter und seine Wahl in ein Amt, um das er nicht gekämpft hat. Erst recht darf man ihm nicht vorwerfen, Hoffnungen geweckt zu haben, alles werde nun anders und viel besser. Nein, für all dies kann Benedikt XVI. nichts, der seit fünf Jahren an der Spitze der katholischen Kirche steht. Der Papst ist der Papst, er kann kein Martin Luther sein, kein Franz von Assisi und kein Karl Popper. Aber selbst, wenn man die nötige Fairness und Augenmaß walten lässt, die angebracht sind, dann ist das Fazit der ersten fünf Jahre des deutschen Papstes kein gutes.
Das liegt vor allem daran, dass sich Benedikt XVI. nach anfänglicher Euphorie noch tiefer in den Vatikan eingegraben hat, als es die ohnehin abgeschiedene Position des Amtes mit sich bringt. Sein Alltag, seine Berater, sein Denken – verhaftet in Palästen der Vergangenheit. Deshalb fehlt es sowohl im Verhältnis zur säkularen Welt als auch im Verhältnis zu den Juden an der Fähigkeit und dem Willen, sich in andere Lebenswelten hineinzuversetzen und diplomatische Fallstricke zu erkennen.
Die Folge ist ein Schlingerkurs. Mal warnt Benedikt vor dem Gewaltpotenzial des religiösen Fanatismus, vor allem im Islam. Dann aber lobt er die Spiritualität dieser Religion als Vorbild für den Westen, dem der Gottesbezug verloren gehe. Mal setzt er auf Versöhnung mit den Juden, dann führt er antijüdische Liturgien wieder ein. Unter Benedikts Regie hat der Vatikan nicht nur die künstliche Befruchtung verdammt und zu den Missbrauchsfällen beharrlich geschwiegen, sondern auch in der Debatte um die Seligsprechung von Pius XII. bis zur Rehabilitierung der Pius-Brüder falsche Signale gesetzt. Deshalb ist vom Papst, der in Köln die Synagoge besuchte und das christlich-jüdische Verhältnis renovieren wollte, das Bild des halsstarrigen, weltfremden Greises geblieben. Und dafür kann er etwas.
Der Autor ist stellvertretender Leiter von www.ksta.de, dem Internetauftritt des Kölner Stadtanzeigers.