Ehrung

Im Geiste von Leo Baeck

Am Mittwochabend ist der 55. Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland an Bundespräsident Christian Wulff verliehen worden. Der Bundespräsident bezeichnete die Ehrung als »wahrhaft großes Geschenk« und als außerordentlichen Vertrauensbeweis.

Verbundenheit Zentralratspräsident Dieter Graumann sagte in seiner Laudatio, Wulff habe in seiner noch kurzen Amtszeit durch »tiefe Verbundenheit mit der jüdischen Gemeinschaft« beeindruckt. Er lobte Wulff als engen Freund Israels und des jüdischen Volkes. Nachhaltig habe ihn der erste »selbstbestimmte« Auslandsbesuch des Bundespräsidenten 2010 in Israel beeindruckt. Auch mit seinem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz habe er Zeichen gesetzt.

In seiner Rede am 3. Oktober 2010 hatte Wulff erklärt, dass das Judentum zweifelsfrei zu Deutschland gehöre. Lange hätten Juden in diesem Land »auf diese höchstoffizielle Einsicht gewartet«, sagte Graumann.

Terror Graumann und Wulff nahmen bei der Veranstaltung im Jüdischen Museum Berlin Bezug auf die aktuelle Diskussion um rechtsextremistischen Terror. »Ich bin erschüttert und teile die Empörung der Menschen in unserem Land«, betonte Wulff. Alle seien jetzt aufgefordert, jeden Angriff konsequent zu unterbinden. »Wir brauchen ein Klima, das schon pauschale Diffamierungen nicht zulässt. Sie sind der Nährboden für Gewalt.« Graumann sprach vom Rechtsterrorismus, der allen Sorgen mache. Er forderte erneut einen »resoluten Ruck gegen Rechts« in der Gesellschaft.

Verantwortung Bundespräsident Wulff hatte bereits zuvor in einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen gesagt, dass Fremdenhass und Antisemitismus ernst zu nehmende Probleme seien, »die genau beobachtet und an ihrer Wurzel bekämpft werden müssen«.

Ihn selbst habe in jungen Jahren die bedrückende Erfahrung eines Anschlags auf die Synagoge seiner Heimatstadt Osnabrück geprägt. »Ich habe damals ganz persönlich erfahren, dass es in Deutschland leider immer noch antisemitische Strömungen gibt. Ich habe aber auch gelernt, dass wir uns dagegen mit öffentlicher Aufmerksamkeit und Solidarität behaupten können. Auch jetzt
als Bundespräsident ist mir Aufmerksamkeit für die gesamte jüdische Gemeinschaft unseres Landes wichtig.«

Leo Baeck Der Preis wird seit 1957 an Persönlichkeiten vergeben, die sich in herausragender Weise für die jüdische Gemeinschaft eingesetzt haben. Er ist nach Rabbiner Leo Baeck (1873–1956) benannt, einem der bedeutendsten Vertreter des liberalen deutschen Judentums. Die Auszeichnung solle stets, so Graumann, in dessen »besonderem ›Spirit‹« vergeben werden. Baeck habe seinen Glauben auch immer mit Tun verbunden. »›Die Zahl der Rechtschaffenen auf der Welt muss wachsen‹, schrieb Leo Baeck.« Zu den Preisträgern gehören unter anderem die Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Roman Herzog, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Publizist Ralph Giordano und Schauspielerin Iris Berben.

Sehen Sie sich die Reden von Christian Wulff und Dieter Graumann an: www.zentralratdjuden.de/de/topic/570.html

Oder lesen Sie sie nach:

Dieter Graumann – Die frische, wundersame Zukunft des Judentums in Deutschland: Die Zeit heilt Wunder www.zentralratdjuden.de/de/topic/572.html

Christian Wulff – Die jüdischen Gemeinden wachsen www.zentralratdjuden.de/de/topic/574.html

Antisemitismus

»Das ist keine Meinungsfreiheit, was da stattfindet. Es ist Aufhetzungsfreiheit«

Israels Botschafter Ron Prosor warnte in seiner Rede in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen vor einem neuen Gesicht des Judenhasses

 24.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

»Triumph des Lichts für das jüdische Volk«

Beim »Marsch der Lebenden« sind diesmal außer Holocaust-Überlebenden auch ehemalige israelische Gaza-Geiseln dabei. Für Eli Scharabi ist es ein besonderer Moment

 24.04.2025

Antisemitischer Angriff

Lahav Shapira: Haftstrafe für Mustafa A. ist eine »Genugtuung«

Im Gespräch mit der »taz« äußert sich der 2024 brutal zusammengeschlagene FU-Student ausführlich zum Prozess

 24.04.2025

Berlin

Soli-Besuch von Klein und Hikel in Neuköllner Kulturkneipe

Der Besuch sei ein Zeichen der Solidarität mit Mitarbeitern und Gästen sowie ein Bekenntnis zum demokratischen Austausch und dem gemeinsamen Eintreten gegen Antisemitismus

 24.04.2025

Berlin

Als Berlin vor 80 Jahren vor der Roten Armee kapitulierte

Einschusslöcher sind bis heute an zahlreichen Berliner Häusern zu sehen. Sie erzählen von Straßenkämpfen und dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Rote Armee siegte - und der Frieden in Europa begann

von Nina Schmedding  24.04.2025

Tel Aviv

Bericht: Antisemitismus immer noch stärker als vor dem 7. Oktober

Insgesamt ist eine weltweite Welle des Antisemitismus laut einer Studie der Universität Tel Aviv im vergangenen Jahr etwas abgeflaut. Es gibt aber Ausnahmen

 24.04.2025

München

Vor 100 Jahren gründete Hitler die SS: Von Schlägern zu Massenmördern

Wie keine andere Organisation steht die Schutzstaffel für die monströsen Verbrechen des NS-Regimes. Als »Reichsführer-SS« wurde Heinrich Himmler zu Hitlers rechter Hand bei der »Endlösung der Judenfrage«

von Joachim Heinz  24.04.2025

Auschwitz

Ehemalige Hamas-Geiseln beim »Marsch der Lebenden«

Frühere Verschleppte nehmen gemeinsam mit Holocaust-Überlebenden teil. Dies soll die Resilienz des jüdischen Volkes symbolisieren

 24.04.2025

Washington D.C.

Rubio: Krieg gegen Iran könnte größeren Konflikt auslösen

Die USA verhandeln mit dem Regime in Teheran über dessen Atomprogramm. Der US-Außenminister sieht noch einen langen Weg bis zu einem Ergebnis

 24.04.2025