Begegnung

»Ihr seid die Zukunft!«

Auf Einladung des Inspekteurs der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, reisten vor Kurzem rund 60 junge israelische Offiziere nach Deutschland. Der aus Sicherheitsgründen erst nachträglich bekannt gegebene Besuch der angehenden Kommandeure und Staffelkapitäne in Deutschland war im Gegensatz zu militärischen Übungen vor allem eine persönliche Begegnung.

Begleitet wurden die israelischen Soldaten von rund 15 deutschen Offizieren der Luftwaffe. Auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Militärbundesrabbiner Zsolt Balla und Uwe Becker, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, nahmen an der Begegnung teil.

FREUNDSCHAFTEN Ingo Gerhartz sagte zur Begrüßung in Berlin: »Dass unsere Eurofighter gemeinsam mit den israelischen Kampfflugzeugen in der Negevwüste üben, ist wichtig für die Vernetzung von fliegenden Systemen. Aber bei unserer deutsch-israelischen Kooperation geht es um viel, viel mehr: Es geht um Menschen! Ich heiße euch heute herzlich willkommen! Ich hoffe, dass so Freundschaften fürs Leben entstehen, denn darauf kommt es an. Ihr seid die Zukunft!«

Die gut 80-köpfige Delegation besuchte auch die KZ-Gedenkstätte Dachau.

Mit einem Airbus der Flugbereitschaft ging es zunächst von Berlin ins oberbayerische Manching. Wenige Minuten nach dem Start tauchten zwei Eurofighter auf, begrüßten die deutsch-israelische Delegation und begleiteten sie per Ehreneskorte. »Ich bin sprachlos«, sagte der israelische Oberst, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden kann, zum deutschen Delegationsleiter Oberst Manfred Jäger.

An Bord des Airbus war auch Militärbundesrabbiner Zsolt Balla. »Ich bin froh, dass ich mit meiner Arbeit jetzt beginnen kann und mit meiner ersten Amtshandlung die israelischen Luftwaffenoffiziere auf ihrer Reise begleiten darf. Ich möchte allen Soldaten der Bundeswehr den jüdischen Glauben näherbringen und so für Verständnis dafür werben«, sagte Balla.

GEDENKSTÄTTE Nach der Landung fuhr die gut 80-köpfige Abordnung zum Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg. Dort gab es unterschiedliche Flugzeugmuster der Luftwaffe zu sehen. Anschließend besuchte die Delegation die KZ-Gedenkstätte Dachau. Zum Abschluss hielten die Delegationsleiter und zwei israelische Soldaten kurze Reden vor dem jüdischen Mahnmal. Militärbundesrabbiner Zsolt Balla hielt das Totengebet zum Gedenken der Opfer der Schoa. Mit der Kranzniederlegung der beiden Obersten und Delegationsleiter endete der Tag.

»Die Erfahrung war noch größer, als man erwarten konnte. Die Kameradschaft, Zusammenarbeit und Freundschaft der beiden Luftwaffen zu sehen. Den respektvollen Umgang mit der Vergangenheit, aber auch die fortschrittlichen Bewegungen in Richtung Zukunft. Das ist ein Privileg, dieses historische Ereignis aus erster Hand miterleben zu dürfen«, sagte Zsolt Balla kurz vor der Abreise.

Zwischen der israelischen und der deutschen Luftwaffe sind weitere Projekte geplant.

Weitere Programmpunkte für die deutsch-israelische Reisegruppe waren die Bayerische Staatskanzlei oder die BMW-Welt in München. Rechtzeitig vor dem Schabbat reisten die israelischen Offiziere zurück.

WERTE Der israelische Oberst verabschiedete sich bei Oberst Manfred Jäger: »Eines meiner Ziele war, dass unsere jungen Offiziere etwas fürs Leben lernen. Ganz gleich, ob sie weiter Karriere beim Militär machen werden oder in zivilen Berufen ihren Weg finden. Wir können von der deutschen Luftwaffe sehr viel lernen. Denn wir sind verschieden. Wir haben verschiedene Kulturen und wir haben auch auf militärischer Ebene unterschiedliche Verfahren. Und das ist gut, denn wenn alle gleich sind, kann man nicht voneinander lernen. Aber trotzdem teilen wir die gleichen Werte«.

Dass 76 Jahre nach der Schoa eine so enge Bindung entstehen konnte, hat für den israelischen Oberst einen Grund: »Wie die deutsche Bevölkerung mit der Geschichte umgeht und die Verantwortung übernommen hat und noch übernimmt, ist unglaublich beeindruckend. Nur so können wir heute hier zusammen stehen«.

Zwischen der israelischen und der deutschen Luftwaffe sind weitere Projekte geplant. Deutsche Soldaten werden demnächst gemeinsam mit ihren Familien nach Israel reisen und dort von ihren Kollegen der Israel Air Force empfangen werden. 2022 wird es zudem einen offiziellen Empfang an der Unteroffizierschule der Luftwaffe geben, an dem israelische Unteroffiziere teilnehmen werden. Im Oktober 2021 steht die multinationale Luftwaffenübung »Blue Flag« in der israelischen Negev-Wüste an. ja

Thüringen

Rechtsextreme AfD zerrt Stephan Kramer vor Untersuchungsausschuss

Der Partei ist der Verfassungsschutzchef ein Dorn im Auge, weil sie in Thüringen als gesichert rechtsextremistisch gilt

 11.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert

Meinung

Die Gewalt in Syrien war absehbar

Während deutsche Nahost-Experten die islamistischen Machthaber in Damaskus noch als »gemäßigt« darstellten, häuften sich längst die Warnungen vor neuem Blutvergießen

von Ninve Ermagan  11.03.2025

Solidarität

»Wir haben Potter als einen mutigen Journalisten kennengelernt«

Der Journalist Nicholas Potter ist seit Wochen das Ziel einer Rufmordkampagne, initiiert von einem dubiosen Propaganda-Portal und befeuert von antiisraelischen Aktivisten. Jetzt äußert sich der Zentralrat der Juden

von Nils Kottmann  11.03.2025

Berlin

»Wir erwarten eine umfassende und zügige Aufklärung«

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 häufen sich Angriffe auf die Presse nicht nur bei Nahost-Demos. Die jüngsten Attacken gab es am Samstag in Kreuzberg. Betroffen waren zwei jüdische Journalisten und ein Gewerkschafter

 11.03.2025

Meinung

Warum wir über Antisemitismus unter Syrern sprechen müssen

Immer wieder fallen syrische Geflüchtete mit antisemitischer Gewalt auf, zuletzt am Wochenende in München. Um solche Taten künftig zu verhindern, braucht es eine rationale Analyse statt trotziger Reflexe

 11.03.2025

Generalstaatsanwaltschaft München

Ermittlungen gegen Syrer nach Ausschreitungen vor Synagoge

Die drei Männer bespuckten Fotos von Hamas-Geiseln. Einer von ihnen attackierte einen Wachmann und zückte ein Messer

 11.03.2025

Syrien

Menschenrechtler warnen vor Völkermord in Syrien

Hunderte, vielleicht Tausende Alawiten sollen in Syrien von Islamisten ermordet worden sein. Die Gesellschaft für bedrohte Völker befürchtet einen Genozid. Damaskus verspricht die »Rückkehr zur Normalität«

von Christoph Schmidt  10.03.2025

Antisemitismus

Rabbiner Pinchas Goldschmidt zu Vorfall in München: »Abschieben! Noch heute!«

Drei junge Syrer randalierten am Samstag vor dem jüdischen Gemeindezentrum - in ersten Reaktionen forderten Rabbiner harte Konsequenzen

 10.03.2025