Berlin

»Hofierung von Judenhass und Homophobie«

Steht massiv in der Kritik: die weltweit größte Reisemesse ITB Foto: dpa

Zum Auftakt der weltweit größten Reisemesse ITB in Berlin sorgt das diesjährige Partnerland Malaysia für Verständnislosigkeit. Eine Frage aus dem Podium bei der Eröffnung der Messe am heutigen Dienstag, ob das Reisen in Malaysia für Juden und Homosexuelle sicher sei, wollte Tourismusminister Datuk Mohammaddin bin Ketapi nicht beantworten. Die ITB sei dafür nicht das richtige Forum. Auf eine weitere Nachfrage sagte er zum Thema Homosexualität: »Ich glaube, wir haben so etwas nicht in unserem Land.«

Bereits vor dem Messeauftakt hatte es Kritik am mehrheitlich muslimisch geprägten Partnerland aus Südostasien gegeben. Der Grünen-Politiker Volker Beck warf der dortigen Regierung eine Politik gegen Homosexuelle und Juden vor. »Mit dieser exklusiven Partnerschaft während der weltgrößten Reisemesse wird eine Regierung aufgewertet, das die Menschenrechte mit Füßen tritt und Israel als Staat ablehnt.« Die ITB »hofiert eine judenfeindliche und homophobe Regierung«.

Im Januar erklärte Malaysia, keine israelischen Athleten mehr einreisen zu lassen.

HINTERGRUND Im Januar hatte die Regierung Malaysias angekündigt, keine Sportereignisse mit israelischen Teilnehmern mehr ausrichten zu wollen. Ab sofort, erklärte das Land, dürften israelische Athleten nicht mehr nach Malaysia einreisen und an Sportwettkämpfen teilnehmen.

Dies geschehe auf Wunsch von Premierminister Mahathir Mohamad, betonte das Außenministerium Malaysias seinerzeit. Als Begründung führte er »Solidarität mit den Palästinensern im Nahostkonflikt« an.

Das überwiegend muslimische Land bekräftigt damit seine frühere Entscheidung, israelische Schwimmer von einem Qualifikationswettbewerb für die Paralympics 2020 in Tokio auszuschließen. Dieser sollte im Juli in Malaysia stattfinden. Malaysia unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Israel. Die Einreise in das islamische Land mit einem israelischen Pass ist verboten.

Malaysias Premierminister Mohamad steht wegen antisemitischen Äußerungen immer wieder in der Kritik.

»ENDLÖSUNG« Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) verlegte daraufhin die Para‐Schwimm‐WM 2019. Der IPC‐Verwaltungsrat entschied, die Wettkämpfe nicht im malaysischen Kuchling auszutragen.

Malaysias Premierminister Mahathir Mohamad steht wegen antisemitischen Äußerungen immer wieder in der Kritik. Zu entsprechenden Äußerungen gehören seine Diffamierung von Juden als »hakennasig« sowie die Äußerung, der Holocaust habe »als Endlösung für das Judenproblem versagt«.

Im Jahr 2003 sagte Mohamad bei einer Veranstaltung der Islamischen Konferenz‐Organisation (OIC) in Kuala Lumpur: »Die Europäer haben sechs von zwölf Millionen Juden umgebracht. Aber heute regieren die Juden die Welt durch Stellvertreter. Sie lassen andere für sich kämpfen und sterben.«

Das muslimisch geprägte Land hetzt immer wieder ganz offen gegen Juden und Israel.

»Wir, die Muslime, können das vielleicht nicht schaffen«, fügte er hinzu. Aber die muslimische Welt sei insgesamt sehr stark. 1,3 Milliarden Muslime könnten nicht »von ein paar Millionen Juden besiegt werden«.

MESSE Die 53. ITB öffnet am 6. März und läuft bis zum 10. März. Etwa 10.000 Aussteller aus 181 Ländern und Regionen sind in den Messehallen rund um den Berliner Funkturm vertreten. Erstmals zu Gast ist die Insel St. Helena.  ja/dpa

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert