Österreich

Hitler-Rede und »Sieg Heil«-Rufe im Expresszug

Der Zug der ÖBB fuhr von Bregenz nach Wien Foto: IMAGO/Manfred Segerer

Nicht nur Rabbiner Schlomo Hofmeister traute am Sonntagabend seinen Ohren nicht. Im RailJet RJX 661, einem Zug der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) von Bregenz nach Wien, ertönten nach dem Halt in St. Pölten plötzlich Ausschnitte aus einer Rede von Nazi-Diktator Adolf Hitler und »Sieg Heil«-Rufe über das Lautsprechersystem.

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Hofmeister, Gemeinderabbiner in Wien, schilderte der Jüdischen Allgemeinen den Vorfall so: »Es fing mit einer recht seriös klingenden Durchsage an. ›Der nächste Halt ist Wien‹, oder so ähnlich. Ich wunderte mich allerdings, dass der Zug nicht wie geplant in Meidling anhalten würde. Kurze Zeit später drang dann Gelächter einer Frau durch das Durchsagesystem. Ich dachte mir, die Zugbegleiterin habe vielleicht ihr Mikro offen gelassen. Dann ertönte plötzlich komische Musik, und irgend jemand sagte was von Feueralarm, begleitet von Gelächter. In dem Moment war natürlich den meisten Reisenden im Zug klar, dass da etwas nicht stimmen konnte. Aber was genau los war, wussten wir nicht. Der Gipfel des Ganzen war dann eine historische Aufnahme einer Hitler-Rede aus der Zeit des Anschlusses 1938, mit ›Sieg Heil‹-Rufen und so weiter.«

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Er habe es als verstörend empfunden, dass einige Fahrgäste darüber sogar gelacht hätten, sagte der Rabbiner. Die Durchsage habe insgesamt rund 20 Minuten gedauert, mit mehreren Unterbrechungen, so Hofmeister.

Wie es zu dem Vorfall kommen konnte, ist noch unklar. Irritierend fand der Rabbiner, dass sich bei Ankunft in Wien die Zugführer zwar für die Verspätung des Zuges entschuldigten, aber zu den peinlichen Durchsagen nichts sagten. Erst als eine Journalistin den Vorfall auf Twitter publik gemacht hatte, kam eine Reaktion der Bahngesellschaft.

https://twitter.com/Stoegmueller/status/1657833311631294465

Auch Schlomo Hofmeister war irritiert. »Irgendwelche Nazi-›Lausbuben‹ haben sich in das Lautsprechersystem des Zuges reingehackt und in einem Zeitrahmen von ca. 20 Minuten ganz ungestört und ungeniert immer wieder das Programm gestaltet. Und es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert ist«, so der Rabbiner.

Das bestätigte auch die ÖBB. »Leider kommt es derzeit in einzelnen Zügen zu irritierenden Durchsagen. Wir arbeiten auf Hochtouren daran, die Ursache für diese technischen Störungen zu finden und schnellstmöglich zu beheben«, schrieb die Bahngesellschaft auf Twitter. Man habe außerdem Anzeige gegen die möglichen Täter erstattet. Ersten Erkenntnissen zufolge verschafften sich zwei Männer mit einem nachgemachten Schlüssel Zugang zu jenem Abteil , in dem sich die Kommunikationsanlage befindet, und spielten dort mit einem Handy die Botschaften ab. Die Staatsanwaltschaft hat bereits Ermittlungen eingeleitet.

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