Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Jens-Christian Wagner bei der Kranzniederlegung zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald und Mittelbau-Dora Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Der Historiker und KZ-Gedenkstätten-Leiter Jens-Christian Wagner sieht ein schwindendes Bewusstsein der Bevölkerung für die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen. »Die nationalsozialistischen Verbrechen zeigen uns doch, in welcher Gesellschaft wir nicht leben wollen«, sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora am Montag im RBB-Inforadio.

Scharf griff Wagner die AfD an: »Das ist eine Partei, aus deren Reihen notorisch geschichtsrevisionistische, holocaustverharmlosende oder sogar NS-verherrlichende Positionen vorgetragen werden.« Die Wahlerfolge der Partei würden militante Neonazis zu Taten ermutigen.

Das merkten auch die thüringischen Gedenkstätten, erklärte Wagner. Gedenkbäume würden abgesägt, junge Leute würden sich ans Lagertor stellen und verfassungsfeindliche Parolen skandieren. Zudem würden die Einrichtungen mit Hassmails, beschimpfenden Anrufen und sogar Morddrohungen überzogen.

Lesen Sie auch

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren. Jeder Einzelne müsse »einschreiten, wenn auf der Familienfeier gegen Migranten gehetzt wird oder holocaustverharmlosende Positionen verbreitet werden«.

Am Montag wurde im thüringischen Nordhausen zum 80. Jahrestag an die Befreiung des NS-Konzentrationslagers Mittelbau-Dora erinnert. Dort wurden bis 1945 rund 65.000 Menschen getötet. Bereits am Sonntag war bei Weimar an die Befreiung des KZ Buchenwald erinnert worden. epd

Meinung

Fehl am Platz

Omri Boehm hätte gar nicht erst als Redner zum Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwald eingeladen werden dürfen. Was hat den Gedenkstättenleiter bloß dazu motiviert?

von Susanne Stephan  07.04.2025

Itzehoe

Frühere KZ-Sekretärin Irmgard F. ist tot

Als 96-Jährige kam Irmgard F. wegen Beihilfe zum Massenmord vor Gericht. Das Urteil des Landgerichts Itzehoe wurde im vergangenen Jahr rechtskräftig. Ihr Tod liegt schon einige Wochen zurück

 07.04.2025

Nordhausen

Nur noch ein Überlebender bei Gedenken zur Befreiung des KZ Mittelbau-Dora

Nur noch ein Überlebender ist bei der Gedenkfeier für die Befreiung des KZ Mittelbau-Dora anwesend. Die Rede hält die Enkelin eines früheren Häftlings, der 2022 in einem anderen Krieg starb

 07.04.2025

Cuxhaven

Zentralrat der Juden: Deichbrand-Festival für Juden kein sicherer Ort mehr

Als Grund gibt der Dachverband von jüdischen Gemeinden und Landesverbänden in Deutschland den geplanten Auftritt des US-Rappers Macklemore an

 07.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Frankreich

Französische Fahnder fassen drei Männer mit Anschlagsplänen

Die mutmaßlichen Terrorplaner sollen auch einen Ort der jüdischen Gemeinschaft ins Visier genommen haben

 07.04.2025

Neuerscheinung

»Aus den Fugen geraten«: Neues Buch zur Lage von Juden heute

Es geht um die Zeit vom 7. Oktober 2023 bis zum 27. Januar 2025: Wie der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, darauf blickt, zeigt jetzt ein Sammelband mit Reden, Beiträgen und Interviews von ihm

von Leticia Witte  07.04.2025

Verhandlungen

Endspurt bis zur schwarz-roten Koalition?

Gleichstand mit der AfD in einer Umfrage und Kritik, dass die SPD die Verhandlungen zu sehr dominiert – in der neuen Verhandlungswoche wächst der Druck auf die Union. Die Zeit drängt also

 07.04.2025

Holocaust

Eklat um Wort »Genozid« bei Buchenwald-Gedenken

Bei einer Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Buchenwalds löst eine junge Teilnehmerin mit einer Aussage Buh-Rufe aus. Der Gedenkstättenleiter ist um Entschärfung bemüht

 06.04.2025