Eine unübersehbare Gruppe von Feinden Israels zog am Samstag über den Kurfürstendamm in Berlin. Anlass war der Al-Quds-Tag, zu deutsch »Internationaler Jerusalemtag«, mit dem seit 1979 aufgrund einer Idee des damaligen iranischen Revolutionsführers Ayatollah Chomeini die »legitimen Rechte des muslimischen palästinensischen Volkes« gestärkt werden sollen.
So ging es denn auch zu: Neben palästinensischen Fahnen waren vor allem solche der Hamas, des Iran und Syriens zu sehen. Besonders häufig allerdings, offenbar in Reaktion auf das halbherzige Verbot ihres militärischen Arms seitens der EU, auch Fahnen der Hisbollah. Aus den Lautsprecherwagen erfuhr man, nicht die Hisbollah sei terroristisch, sondern »die Zionisten«.
aufmarsch Nach Polizeiangaben waren es etwa 1000 Demonstranten, die an dem antisemitischen Aufmarsch teilnahmen. Veranstalter war auch in diesem Jahr die »Quds AG« um den Berliner Geschäftsmann Jürgen Grassmann. Über Lautsprecher wurden ständig Parolen durchgegeben, die wohl verhindern sollten, dass aus dem Pulk heraus Verbotenes gerufen wurde. Erlaubt scheint der Ruf »Zionisten – Kindermörder!« zu sein; jedenfalls wurde er der Menge vom Lautsprecherwagen aus vorgegeben.
Wenn kleinere Gruppen von Antifaschisten mit Israelfahnen in die Nähe der Al-Quds-Marschierer gerieten, hatten die Ordner jede Menge zu tun, wutentbrannt herausstürmende Männer zurückzuhalten, die bereit waren, auf die »Zionisten« loszugehen. Dennoch sei es zu Körperverletzungen gekommen, teilte die Polizei mit.
gegenkundgebung Die proisraelischen Demonstranten gehörten zu zwei Gegenkundgebungen, die in Sichtweite des Aufmarschs stattfanden. Etwa 250 Teilnehmer kamen zusammen. Auch der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, demonstrierte. Die frühere CDU-Bundestagsabgeordnete und DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld und der Vorsitzende der Berliner Linken, Klaus Lederer, nahmen ebenfalls teil. Aufgerufen hatten unter anderem das American Jewish Committee (AJC) und das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA).
Auf der Kundgebung sprach auch Sergey Lagodinsky, Mitglied der Repräsentantenversammlung der Berliner Jüdischen Gemeinde und Bundestagskandidat der Berliner Grünen. »Egal, woher wir kommen und was wir politisch vertreten«, sagte Lagodinsky, »wir sind uns in einem einig: Der Hass, welcher uns von der anderen Seite des Ku’damm entgegenweht, hat keinen Platz in Deutschland und erst recht nicht in unserem Berlin.«