Trotz Bemühungen um eine Waffenruhe im Nahen Osten hat die libanesische Terrororganisation Hisbollah erneut mehrere Raketen-Salven auf den Norden Israels abgefeuert. Insgesamt seien am Montag 90 Raketen aus dem Libanon auf Israel abgeschossen worden, teilten die israelischen Streitkräfte mit. Einige seien von der Raketenabwehr abgefangen worden und andere in unbewohnten Gebieten eingeschlagen. Die Luftwaffe habe eine Abschussrampe im Libanon, von der aus 30 der Geschosse abgefeuert worden seien, angegriffen und getroffen.
Die Hisbollah reklamierte fünf Attacken auf Israel für sich, darunter auf das Gebiet der Hafenstadt Haifa sowie auf die Stadt Safed in Galiläa. Am Sonntag waren mehr als 100 Raketen auf Israel abgefeuert worden. Die mit dem Iran verbündeten Terroristen beschießen Israel seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als einem Jahr. Israel antwortete mit massiven Luftangriffen, einer Bodenoffensive und weiteren Aktionen, mit denen die Führungsriege der Hisbollah stark dezimiert wurde.
Nach israelischen Angaben wurden seit Kriegsbeginn 72 Menschen im Norden Israels durch Beschuss aus dem Libanon getötet, davon 42 Zivilisten und 30 Soldaten.
Laufende Verhandlungen
Derzeit laufen unter Vermittlung der USA Gespräche über ein Ende der Kampfhandlungen zwischen Israel und der Hisbollah. Der scheidende US-Präsident Joe Biden würde gerne bald einen Erfolg im Ringen um eine Waffenruhe im Nahen Osten vermelden können. Israels Feinde müssen befürchten, dass sie es im Falle eines Wahlsiegs von Donald Trump in den USA mit einem Präsidenten zu tun bekämen, der der Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in der Vergangenheit sehr wohlgesonnen war.
Angesichts der katastrophalen Lage nach mehr als einem Jahr Krieg im Gazastreifen dringt US-Außenminister Antony Blinken auf mehr humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung in dem von Ägypten und Israel abgeriegelten Küstengebiet. Die Menschen bräuchten zusätzliche Nahrungsmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs, sagte Blinken nach Angaben des US-Außenministeriums bei einem Gespräch mit dem israelischen Verteidigungsminister Joav Galant.
Er habe zudem betont, wie wichtig es sei, den Krieg im Gazastreifen zu beenden, alle aus Israel entführten Geiseln nach Hause zu bringen und der palästinensischen Bevölkerung zu ermöglichen, ihr Leben wieder aufzubauen. Das Problem: Die Aggressoren der Hamas lehnen ein Waffenstillstandsabkommen ab und fordern einen kompletten Abzug der israelischen Armee, damit sie sich wieder gruppieren und Israel angreifen können. Weitere Massaker hat die Hamas bereits angekündigt.
Keine Waffenruhe
Blinken sprach auch mit dem ägyptischen Außenminister Badr Abdelatty über die Lage im Nahen Osten. Die Hamas weigere sich nach wie vor, auch nur eine begrenzte Anzahl von Geiseln freizulassen, um im Gegenzug eine Waffenruhe und Hilfe für die Menschen im Gazastreifen zu erreichen, sagte Blinken nach Angaben seines Sprechers.
Laut der israelischen Zeitung »The Times of Israel« hatte Ägypten zuletzt einen Vorschlag unterbreitet, nach dem die Hamas vier israelische Geiseln im Austausch gegen rund 100 palästinensische Häftlinge freilassen sollte. Während einer zunächst 48-stündigen Waffenruhe sollte demnach über eine längerfristige Waffenruhe verhandelt werden. Bei den seit Monaten immer wieder unterbrochenen Gesprächen schien es zuletzt allerdings keine signifikanten Fortschritte zu geben.
Die israelischen Streitkräfte bombardierten unterdessen Terror-Ziele nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus. Der Angriff galt demnach einer Geheimdienstzentrale der Hisbollah, die nach der Tötung der Leiter ihres Geheimdienstes im Libanon weiter geschwächt worden sei. dpa/ja