Meinung

»Heißer« Frieden zwischen den Völkern

Freitagabend war in Dubais Straßen eine ungewöhnliche Szene zu sehen: 40 Jüdinnen und Juden waren auf den Weg in die Synagoge. Sie sprachen teils Hebräisch, und die Männer trugen eine Kippa. Sicherheitskräfte waren weit und breit keine zu sehen. Was wie ein Märchen klingt, ist heute Realität in Dubai.

Im November war eine Delegation des World Jewish Congress Jewish Diplomatic Corps in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Eingeladen hatte die Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate in Washington D.C. Als Teil dieser Delegation waren meine Gefühle anfangs gemischt: Neugier paarte sich mit Ungewissheit, was uns erwarten würde. Doch die Sorge war unbegründet: Wir jüdischen Nachwuchsführungskräfte wurden herzlich willkommen geheißen.

gastfreundschaft Die Gastfreundschaft war groß, die Offenheit und das Interesse an der jüdischen Welt und Israel ungebrochen. Die Delegation wurde vom Minister für Außenhandel empfangen, der über die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Israel sprach.

Was wie ein Märchen klingt, ist heute Realität in Dubai.

Wir besuchten israelische Start-ups im Golfstaat, eine emiratische Investment-Firma und tauschten uns mit dem israelischen Botschafter aus. Wir diskutierten mit Intellektuellen über den interreligiösen Dialog und Toleranz, lernten zukünftige Diplomaten kennen und wurden von Sheikh Nahyan bin Mubarak Al Nahyan empfangen – einem Mitglied der emiratischen Königsfamilie und Minister für Toleranz und Koexistenz.

Es war eine Reise mit vielen interessanten Begegnungen und Eindrücken. Es war auch eine Reise voller Tränen. Tränen der Freude und der Rührung, aber auch des Schmerzes. Viele Mitglieder unserer Delegation haben familiäre Wurzeln im arabischen Raum. Ihre Eltern oder Großeltern mussten ihre arabischen Heimatländer verlassen.

abraham-abkommen Zu sehen, wie Juden und Muslime in dem Golfstaat friedlich zusammenleben, war bewegend und weckte zugleich Hoffnungen. Das 2020 unterzeichnete Abraham-Abkommen solle einen »heißen« Frieden zwischen den Völkern bringen, nicht nur einen »kalten« Frieden zwischen den Regierungen, sagte Ali Al Nuaimi, Vorsitzender der Denkfabrik Hedaya.

Die jüdische Gemeinschaft kann die Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützen. Wir können aus dem Miteinander der Religionen lernen und den interreligiösen Dialog vorantreiben. Ich wünsche mir, dass sich die Prognose der 13-jährigen Tochter des Gemeindepräsidenten erfüllt: dass die jüdische Gemeinde, die einst im Verborgenen lebte, weiter wachsen wird.

Debatte

Darf man Israel kritisieren?

Eine Klarstellung von Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  21.11.2024

Medienberichte

Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck im Alter von 96 Jahren gestorben

In der rechsextremen Szene wird sie bewundert

 21.11.2024

Washington D.C.

US-Senat gegen Blockade einiger Waffenlieferungen an Israel

Eine Gruppe von Demokraten scheitert mit ihrem Vorstoß

 21.11.2024

Fachtagung

»Kulturelle Intifada«

Seit dem 7. Oktober ist es für jüdische Künstler sehr schwierig geworden. Damit beschäftigte sich jetzt eine Tagung

von Leticia Witte  20.11.2024

Russlands Krieg in der Ukraine

1000 Tage Krieg

Die Ukraine hat gerade ein bitteres Jubiläum begangen - 1000 Tage Krieg. Wie leben die Menschen dort, begleitet von so viel Tod und Zerstörung? Streiflichter von einem einzelnen Tag geben einen kleinen Einblick

von Illia Novikov  20.11.2024

Berlin

Prozess gegen Teilnehmer israelfeindlicher Uni-Besetzung eingestellt

Die Aktion an der Humboldt Universität bleibt auch wegen der dort verbreiteten Pro-Terror-Propaganda in Erinnerung

 20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

USA

Trump nominiert Juden für das Handelsministerium

Howard Lutnick ist Chef des New Yorker Finanzunternehmens Cantor Fitzgerald

von Andrej Sokolow  20.11.2024

Wien

IAEA: Iran will Uran-Produktion beschränken

Dabei hat das Mullah-Regime seinen Uran-Vorrat zuvor massiv aufgestockt

 20.11.2024