Obwohl in den nächsten Wochen zahlreiche Wahlkampfauftritte auf ihn warten, fühlt sich CDU-Kandidat Thomas Haldenwang nach eigener Aussage heute deutlich weniger gestresst als zuvor in seinem Amt als Präsident des Verfassungsschutzes. »Die Verantwortung, die mit diesem Amt verbunden ist, das verfolgt einen teilweise bis in den Schlaf«, sagte der 64-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Der Ex-Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz tritt bei der für den 23. Februar avisierten vorgezogenen Bundestagswahl als Direktkandidat der CDU im nordrhein-westfälischen Wuppertal an. Haldenwang setzte sich Ende November in einer Kampfkandidatur gegen die stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende Derya Altunok durch.
Knapp drei Wochen zuvor hatte er Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) über seine geplante Kandidatur informiert. Daraufhin wurde entschieden, dass er sein Amt nicht mehr ausüben solle. Dass Haldenwang zum Jahreswechsel ausscheiden wollte, war schon länger bekannt gewesen.
Mitglied des Innenausschusses
Für die nähere Zukunft wünsche er sich »einen fairen Wahlkampf«, sagte Haldenwang. Bei den vorangegangenen Bundestagswahlen hatte in Wuppertal zweimal der SPD-Politiker Helge Lindh das Direktmandat errungen. Haldenwang und Lindh kennen sich sowohl aus Wuppertal als auch aus dem Innenausschuss. Dort ist Lindh Mitglied. Sein heutiger Konkurrent Haldenwang beantwortete im Ausschuss einst als Behördenleiter Fragen der Abgeordneten.
Sollte er das Mandat erringen, würde er gerne als Mitglied des Innenausschusses an Gesetzesvorhaben im Sicherheitsbereich mitwirken sowie in außenpolitischen Fragen seine Erfahrungen einbringen, sagte Haldenwang. Eine herausgehobene Position in der Fraktion strebe er dagegen nicht an.
Zu seiner Motivation als Wahlkämpfer sagte er: »Mein Anliegen ist der Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus.« Dem habe er sich in seinen sechs Jahren als Behördenleiter gewidmet, »und das ist etwas, was mich auch als Mensch bewegt«. Eine zweite Karriere in der Wirtschaft oder als Lobbyist - »das könnte ich mir nicht vorstellen«.
Strukturelle Probleme
Ein weiterer Grund dafür, dass er sich für den Weg in die Politik entschieden habe, sei, dass ihm seine Heimatstadt Wuppertal am Herzen liege. Da gelte es »viele strukturelle Probleme zu lösen«.
Über ein politisches Engagement nach dem Ausscheiden aus dem Amt habe er schon länger nachgedacht. Konkret sei es aber erst geworden, als ihn Mitglieder des Kreisverbandes Mitte Oktober angesprochen hätten.
Haldenwangs Kandidatur war unter anderem von der AfD scharf kritisiert worden. Die Partei wird vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall beobachtet. dpa