Liest man sich die Stellungnahmen der Bundespartei Die Linke zur Lage im Nahen Osten durch, könnte man meinen, hier ginge es ausgewogen und zurückhaltend zu: Sowohl Israel als auch die Hamas werden aufgerufen, auf Gewalt zu verzichten und an den Verhandlungstisch zu kommen. Steigt man aber von der Bundesebene immer tiefer hinab, etwa nach Nordrhein-Westfalen, findet man eine Partei Die Linke, die genau weiß, wer schuld ist am Nahostkonflikt: Israel.
Diesen Freitag veranstaltet der Jugendverband der Partei in Essen und Köln zwei Kundgebungen unter dem Motto »Stoppt die Bombardierung Gazas«. Nicht einmal erwähnt werden die Raketenangriffe der Hamas oder der Mord an drei israelischen Jugendlichen.
In einer weiteren Erklärung teilt die Linkspartei NRW mit, dass sie die »Demonstrationen in NRW, die von der palästinensischen Gemeinde organisiert werden« unterstützt. Dass dort Parolen wie »Hamas, Hamas – Juden ins Gas« oder »Kindermörder Israel« gerufen wurden, stört die Linke NRW nicht.
Nazis Auch dass Nazis und Islamisten sich in großer Zahl für die Demonstrationen am Freitag angekündigt haben, ist der Partei egal: Der Feind ist Israel, der Westen, die Demokratie – bei der Wahl der Verbündeten ist man nicht allzu wählerisch, und außerdem findet sich irgendwo auch noch eine Erklärung, dass man gegen Antisemitismus ist. Das ist dann die Distanzierung, die zur Ehrenrettung vorgeschoben werden kann.
Was die Linkspartei NRW vorführt, dürfte nicht untypisch sein für so manchen Westauftritt der Partei. Die Wünsche einer radikalen, antiimperialistischen Klientel, die vom Kampf gegen den Westen träumt, werden erfüllt, und ergraute Altkader, die sich darin gefallen, als Pensionäre noch einmal den wilden Mann zu spielen, sind berauscht von der Vorstellung, wenigstens einmal in ihrem Leben zu den Massen zu sprechen.
Dieses Ziel ist so wichtig, dass es völlig gleichgültig ist, dass die Masse, wie die Demonstrationen der vergangenen Tage gezeigt haben, vor allem aus Antisemiten, strammen Nationalsozialisten und islamischen Fundamentalisten besteht.
Auch wenn sie den Begriff nicht mag: Was die Linkspartei NRW anstrebt, ist nichts anderes als eine Querfront – zunächst in NRW. Und wenn dort die Massen erst mal klatschen, soll das zum Modell werden. Die Bundespartei mit Gregor Gysi, Petra Pau, Klaus Lederer oder dem BAK Shalom hat noch viel zu tun.
Der Autor ist freier Journalist in Bochum und Betreiber des Blogs »Ruhrbarone.de«.