Washington

Grundschüler müssen Schoa simulieren

Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, heute Gedenkstätte und Museum Foto: Marco Limberg

Aufregung an einer Grundschule in der amerikanischen Hauptstadt Washington: Eine Lehrerin hat Drittklässlern im Unterricht die Aufgabe gestellt, den Holocaust szenisch nachzustellen. Laut einem Bericht der »Washington Post« wies sie die Kinder an, symbolisch Massengräber für ihre Klassenkameraden auszuheben und Erschießungen zu simulieren.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ausgerechnet einem jüdischen Schüler wurde die Rolle von Adolf Hitler zugewiesen. Das berichtete der Schulleiter der Watkins Elementary School, MScott Berkowitz, den Eltern der Drittklässler in einer E-Mail am vergangenen Freitag. Am Ende der Übung wurde dem Kind gesagt, es möge nun so tun, als müsse es Selbstmord begehen.

GASKAMMER Eigentlich sollten die Schüler ein eigenständiges Projekt durchführen. Doch die Lehrerin habe sie stattdessen während der eigentlich vorgesehenen Recherchezeit in der Schulbibliothek an der Nachstellung der Schoa-Szenen teilnehmen lassen, schrieb Berkowitz in seiner Mail. »Schüler sollten niemals aufgefordert werden, Gräueltaten, insbesondere Völkermord, Krieg oder Mord, nachzuspielen oder darzustellen«, betonte er.

Die »Washington Post« zitierte die Eltern eines Schülers, der an der Nachstellung teilnehmen musste. Sie sagten, ihr Sohn habe so tun müssen, als befinde er sich in einem Deportationszug. Sodann sei simuliert worden, als würde er in einer Gaskammer ersticken. Doch die Lehrerin wies dem Kind offenbar nicht nur die Opfer-, sondern auch die Täterrolle zu: Der Junge habe später so tun müssen, als ob er seine Mitschüler erschießen würde, berichteten die Eltern.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zudem soll die Frau während der Nachstellung antisemitische Bemerkungen gemacht haben. Als die Kinder fragten, warum die Deutschen dies getan hätten, habe sie wörtlich zur Begründung gesagt: »Weil die Juden Weihnachten ruiniert haben«. Anschließend bat die Lehrerin die Schüler noch, niemandem von der Sache zu erzählen. Doch der Klassenlehrer bekam dennoch Wind von der Sache.

Eine Mutter sagte dem Sender »Fox News«, das Ganze sei für ihr Kind eine »traumatische« Erfahrung gewesen. Sie sei empört, dass so etwas an einer Schule möglich sei.

REAKTION Der Vorfall wird mittlerweile von der Schulbehörde in Washington untersucht. Die Lehrerin wurde vom Dienst suspendiert. »Das ist nicht Teil des vorgeschriebenen Unterrichtsplans, und wir entschuldigen uns aufrichtig bei unseren Schülern und Familien, die diesem Vorfall ausgesetzt waren«, sagte ein Sprecher der Behörde. Laut Schulleiter Berkowitz traf sich die gesamte Klasse nach dem Vorfall mit dem psychologischen Team der Schule.

In jüngster Zeit war es des Öfteren zu verstörenden Szenen an Schulen in Zusammenhang mit dem Holocaust gekommen. Vor zwei Jahren wurden an einer Schule in Polen Zwölfjährige in SS-Uniformen samt Hakenkreuz-Armbinde gesteckt und gebeten, Rauch zu versprühen, welcher das Giftgas Zyklon-B darstellen sollte. Mit der Aufführung sollten Szenen aus dem Todeslager Auschwitz nachgestellt werden. Auch in den USA gab es in der Vergangenheit bereits einige Male Simulationen von grausigen historischen Ereignissen an Schulen.

Bei einer Fortbildung für Lehrer in Fort Worth, Texas forderte im Oktober eine Ausbilderin, im Schulunterricht den Holocaust »auch von der anderen Seite zu präsentieren«: »Glauben Sie mir, die gibt es.« Bei kontroversen Themen müsse man Schülern auch »alternative Perspektiven« aufzeigen, meinte Gina Peddy mit Verweis auf ein neues Gesetz in ihrem Bundesstaat, demzufolge geschichtliche Ereignisse fortan von allen Seiten beleuchtet werden müssen. mth

Israel

Lévy sagt aus Protest Teilnahme an Konferenz in Israel ab

Der Schritt des französischen Philosophen erfolgte aus Protest gegen die Einladung der zwei rechten französischen Politiker Jordan Bardella und Marion Maréchal

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Bremen

»Die israelische Demokratie ist eine sehr viel vitalere als die deutsche«

Im Interview mit dem »Weser Kurier« spricht Michel Friedman über die Aufarbeitung der deutschen Geschichte, die AfD sowie die israelische Gesellschaft

 13.03.2025

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  13.03.2025

USA

Das Ende des Westens?

Donald Trump ist offenbar bereit, die Ukraine fallen zu lassen. Europa bleibt nun keine andere Wahl, als sich neu zu erfinden. Das birgt auch große Chancen

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  13.03.2025

Nahost

Arabische Länder legen den USA Gaza-Plan vor

Die Äußerungen von US-Präsident Trump für mögliche Pläne zum Gazastreifen sorgten für Aufregung. Arabische Länder machen jetzt einen Gegenvorschlag

 13.03.2025

Washington D.C.

Trump: Niemand will Palästinenser aus Gaza vertreiben

Der US-Präsident hat gesagt, die USA könnten den Gazastreifen besitzen und wiederaufbauen. Nun versicherte er, dass ihn aber niemand zwangsweise verlassen müsse

 13.03.2025

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 12.03.2025

Hessen

Bildungsstätte Anne Frank wehrt sich gegen AfD-Kritik

AfD fordert nun die Aberkennung der Gemeinnützigkeit

 12.03.2025

Meinung

Die stärksten Menschen der Welt

Die ehemaligen Geiseln Eli Sharabi und Yarden Bibas sind durch die Hölle gegangen. Kaum sind sie frei, setzen sie sich unermüdlich für die Rückkehr ihrer »Brüder und Schwestern« ein

von Sabine Brandes  12.03.2025