Der Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) wollte sich auch durch eine Briefkampagne nicht davon abhalten lassen, die Schirmherrschaft über eine Kunstauktion des Jüdischen Nationalfonds (JNF-KKL) zu übernehmen. Also wandte er sich Ende September in der Bonner Kirche St. Remigius an das Publikum: »Ich wollte nachfragen, ob einige der Briefeschreiber anwesend sind.«
Eine ältere Dame meldete sich: die ehemalige Lehrerin Edith Lutz. »Da nur einer der Kritiker anwesend ist«, sagte Nimptsch, »stehe ich Ihnen nach meiner Eröffnungsrede für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.« Frau Lutz, in Bonn bekannt als überzeugte Israelfeindin, die sich gerne als Jüdin vorstellt, ohne es zu sein, verließ wutschnaubend den Saal.
Auktion Eine Besichtigung der 80 Kunstwerke verletzte offenbar ihre Gefühle. Es gab nämlich an diesem Tag in der Remigiuskirche sowie im Institut für Migrationsforschung jüdische Kunst zu sehen: Auf Einladung des JNF-KKL sowie der Deutsch-Israelischen Gesellschaft waren viele Interessierte gekommen. Doch die Auktion, die zum Israel-Tag gehörte, der wiederum Teil der Interkulturellen Woche war und auch von der Jüdischen Gemeinde Bonn unterstützt wurde, ist in der früheren Bundeshauptstadt umstritten.
Nun soll sich sogar der Bonner Integrationsrat gegen das Engagement von OB Nimptsch aussprechen: Eine »Große Anfrage«, gestellt von drei Vertretern der Migrantenpartei BIG und einem Mitglied der Grünen, fordert Nimptsch nachträglich auf, die Schirmherrschaft aufzugeben, denn JNF-KKL, die größte Umweltschutzbewegung Israels, sei eine dem Frieden »direkt zuwider handelnde Organisation«.
Dass auch das Grünen-Mitglied El Saman die Anfrage unterstützt, stößt bei seinen Parteikollegen auf Unverständnis. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Rolf Beu verweist darauf, dass nicht einmal die ordentlichen Mitglieder der Grünen im Integrationsrat vom Antragsteller vorab konsultiert worden seien – »was zumindest sehr unüblich ist«. Der Israel-Tag fand in Bonn trotz der Proteste statt. Und von Edith Lutz, der selbst ernannten Jüdin, distanzierte sich sogar die winzige Gruppe »Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost«, die oft bei antiisraelischen Aktionen auftaucht.