Eigentlich könnte man Israels Armee gratulieren. Anderthalb Jahre, nachdem sie im Report einer UN-Kommission unter Leitung des pensionierten Richters Richard Goldstone als Ansammlung notorischer Kriegsverbrecher dargestellt wurde, hat sich eben jener Goldstone revidiert. Zwar stellt der 73-jährige Südafrikaner in der Washington Post nicht die gesamte Studie zum Gazakrieg 2008/09 infrage. Aber an zentralen Punkten entlastet er Israel jetzt.
Dokument Die Armee habe nicht gezielt Zivilisten angegriffen; sie habe alle Vorwürfe ernsthaft untersucht; sogar die Zahl ziviler Opfer scheine von den Israelis korrekter geschätzt als von zahlreichen NGOs. Die im Report ebenfalls völkerrechtswidriger Attacken bezichtigte Hamas dagegen habe keinerlei Untersuchungen eingeleitet. Leider, schreibt Goldstone, wisse er all das erst jetzt – anderenfalls wäre sein Bericht »ein anderes Dokument« geworden.
Glückwunsch? Leider kann man den Dreck, mit dem man beworfen wird, nicht mehr komplett abwaschen, wenn er erst mal getrocknet ist. Das Image Israels als brutale Besatzungsmacht hat sich in weiten Teilen der Welt längst verfestigt. Die nachgereichten Korrekturen werden nicht genügen, um den Schaden auszugleichen, den der Goldstone-Bericht hinterlassen hat.
Zumal viele Vorwürfe schon 2009 so miserabel belegt waren wie heute. Sie beruhten auf Kolportage und Mundpropaganda, deren Wahrheitsgehalt die Autoren des Reports ebenso wenig zu bewerten in der La- ge waren wie die Glaubwürdigkeit ihrer Quellen. Dennoch ist auf dieser Grundlage Nahost-Politik gemacht worden. Von den Palästinensern, in der UN, im Deutschen Bundestag. Nun tut der Namensgeber dieses Papiers so, als habe er bei einer Erstsemesterarbeit ein bisschen mit den Quellen geschludert. Goldstones ehrenwerte Korrekturen sind verlogen, der ganze Vorgang wirft ein dunkles Licht auf die Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen. Wem sollte man zu so einem Desaster gratulieren?
Der Autor ist Chef vom Dienst beim Kölner Stadtanzeiger.