Polen

Goldrausch in Niederschlesien

In 70 Metern Tiefe soll ein gepanzerter Zug stehen, in einem eingestürzten Tunnel, der zum »Komplex Riese« gehört. Foto: dpa

Seit wenigen Tagen sind rund um die Schienenkilometer 61 und 65 auf der Strecke von Wroclaw nach Walbrzych Hunderte Hobbyschatzsucher unterwegs. Selbst die Warnung vor einer möglichen Verminung des »Goldzugs«, den sie suchen, hält sie nicht davon ab, nach einem angeblichen Tunneleingang zu graben.

Der »Goldzug der Nazis« fasziniert in Polen alle. In 70 Metern Tiefe soll der gepanzerte Zug stehen, in einem eingestürzten Tunnel, der zum »Komplex Riese« gehört – eine unterirdische Waffen- und Munitionsfabrik der Nazis. Zehntausende von – jüdischen und nichtjüdischen – Zwangsarbeitern fanden hier nach meist nur drei Monaten einen furchtbaren Tod.

Tunnel Irgendwo in diesem gigantischen Tunnelsystem soll ein bis heute unentdeckter Nazi-Goldzug stehen. So lautet eine Legende, die alle Touristen hören, die den »Komplex Riese« besichtigen. Nur der kleinste Teil der Tunnelanlage ist zugänglich. Die Nazis sprengten die Anlage beim Vorrücken der Roten Armee. Bis heute sind keine Baupläne für das Tunnelsystem aufgetaucht. An manchen Stellen enden Schienen an einem gigantischen Felsklotz, der durch die Sprengung den Tunnel wohl für immer versperrt hat.

Dass gegen Ende des Krieges ein mit Reichtümern beladener Zug Breslau (heute Wroclaw) verlassen hat, scheint sicher zu sein. Doch jener Zug kam nirgendwo an. »Es ist nicht auszuschließen«, sagt der Historiker Maciej Meissner, »dass ein paar Nazis den Zug geplündert und sich dann aus dem Staub gemacht haben.« Dass der Zug noch im Tunnel stehe, sei möglich, aber unwahrscheinlich. Man habe große Teile des Areals mit Georadar untersucht. »Auf den Bildern kann man Unregelmäßigkeiten im Boden erkennen, aber einen Zug? Und noch dazu seine Ladung?«

Finderlohn Aktuell erhält die Legende Nahrung, weil es das Gerücht gibt, ein Deutscher habe auf dem Sterbebett seines Vaters oder Großvaters den Fundort erfahren. Die Namen der zwei angeblichen Entdecker, besagter Deutscher und ein Pole, sind nicht bekannt; ihr Anwalt beansprucht aber einen Finderlohn von zehn Prozent für sie.

Nun will das Kulturministerium ganz offiziell nach dem »Nazi-Zug« graben lassen. Gleichzeitig melden andere Ansprüche an: Falls im Zug Gegenstände aus dem Gebiete der ehemaligen Sowjetunion gefunden werden sollten, sei Russland der rechtmäßige Eigentümer, hieß es aus Moskau. Kurz darauf erklärte auch Robert Singer vom Jüdischen Weltkongress, dass »Wertgegenstände, die möglicherweise auf dem Gebiet Polens gefunden werden, aus dem Raub jüdischen Eigentums stammen können«. Sie sollten den rechtmäßigen Erben zurückgegeben werden.

Erfurt

CDU, BSW und SPD legen in Thüringen Koalitionsvertrag vor

Wegen der Außenpolitik des BSW ist das Bündnis umstritten

 22.11.2024

Antisemitismus

Polizei sucht nach Tatverdächtigem vom Holocaust-Mahnmal

Der Mann soll einen volksverhetzenden Text in das dortige Gästebuch geschrieben haben

 22.11.2024

Debatte

Theologen werfen Papst einseitige Sicht auf Nahost-Konflikt vor

Ein Schreiben von Papst Franziskus zum Nahost-Krieg enthalte einen »blinden Fleck im Denken«

 22.11.2024

Hessen

Boris Rhein verurteilt Haftbefehl gegen Netanjahu

Der israelische Premier verteidige »sein Land gegen Terroristen«, so Rhein

 22.11.2024

CDU/CSU

Unionspolitiker: Verhaftung von Netanjahu auf deutschem Boden »unvorstellbar«

Die größte Oppositionsfraktion kritisiert die fehlende Haltung der Bundesregierung

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Internationaler Strafgerichtshof

»Halten uns an Recht und Gesetz«: Jetzt äußert sich die Bundesregierung

Außenministerin Annalena Baerbock will aber noch genauer prüfen, was der Entscheid des IStGH bedeutet

 22.11.2024

Budapest

Orbán: »Werde Netanjahu nach Ungarn einladen«

Regierungschef Viktor Orbán will seinen israelischen Amtskollegen trotz des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofes weiter empfangen

 22.11.2024

Atomprogramm

Iran kündigt Ausbau der Urananreicherung an

Der Atomstreit mit dem Iran geht in eine neue Runde

 22.11.2024