Wer auf dem Abschlussfoto nach israelischen oder palästinensischen Vertretern Ausschau hält, sucht vergebens. Dabei drehte sich in der französischen Hauptstadt alles um diese beiden Parteien.
Doch die internationale Paris-Konferenz vom Freitag für einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern fand ohne die Hauptakteure und hinter verschlossenen Türen statt. Zur selben Zeit will die arabische Initiative, vorangetrieben vom ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi, dem Thema neues Leben einhauchen.
ägypten Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu zeigte sich vor dem Paris-Gipfel wenig zuversichtlich und hatte bereits seit Wochen zu verstehen gegeben, dass dies der falsche Weg sei. »Niemand zwingt Israel internationale Abkommen auf.« Stattdessen tat er seine Präferenz zugunsten der Anstrengungen aus dem arabischen Lager kund. Er selbst und auch sein neuer Verteidigungsminister Avigdor Lieberman lobten al-Sisis Ansprache, in der dieser betonte, es gebe derzeit eine »echte Möglichkeit« für den Frieden, und in der er um Beistand auch aus seinem eigenen Land bat. »Denn ein Abkommen würde der gesamten Region zugutekommen.«
Netanjahu sagte, er fühle sich dem Frieden mit den Palästinensern und den Nachbarn verpflichtet und sei bereit, »eine überarbeitete Version der arabischen Initiative aus dem Jahr 2002 zu diskutieren, sodass diese dem dramatischen Wandel in unserer Region angepasst wird«. Gleichzeitig unterstrich er das endgültige Ziel: »zwei Staaten für zwei Völker« zu schaffen.
Der Generaldirektor im Außenministerium, Dore Gold, hatte Anfang der Woche dazu erklärt, dass verbesserte Beziehungen mit arabischen Ländern zu einem Druck dieser Nationen auf die Palästinenser führen würden, »damit substanzielle Fortschritte« gemacht werden können.
Im Anschluss an das Pariser Treffen telefonierte Netanjahu dennoch mit dem französischen Außenminister Jean-Marc Ayrault und schlug vor, dass Frankreich und seine Alliierten Friedensbemühungen am besten voranbrächten, indem sie den Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas dazu drängten, direkten Gesprächen mit Israel zuzustimmen. Eine internationale Konferenz wie diese könne die regionalen Anstrengungen – die vielleicht eine Erfolgschance hätten – indes sogar erschweren.
Sicherheit Die sogenannten Arbeitsgruppen, die Details zu entscheidenden Themen, etwa der Sicherheit, ausarbeiten sollen, lehnte der Premier gänzlich mit den Worten ab: »Israel kümmert sich selbst um seine grundlegenden Bedürfnisse in Sachen Sicherheit.«
Die Teilnehmernation Saudi-Arabien rief nach dem Ende der Konferenz zu einer Wiederaufnahme ihrer Initiative aus dem Jahr 2002 auf, die vor allem auf die Normalisierung zwischen Israel und verschiedenen arabischen Staaten setzt. Der saudische Außenminister Adel al-Dschubeir machte zugleich deutlich, dass die Initiative nicht neu erarbeitet werden müsse. »Sie liegt noch immer auf dem Tisch.«
Netanjahu erklärte, Teile dieses Vorschlags könne er akzeptieren, es fänden sich positive Elemente, und es sei ein Anfang, um Gespräche wiederaufleben zu lassen. Zugleich sagte er, dass er aber definitiv nicht allen Punkten zustimmen könne. Dem Papier zufolge müsste sich Israel etwa aus sämtlichen Territorien, die während des Sechstagekrieges von 1967 erobert wurden, darunter die Golanhöhen, zurück-ziehen und einen Kompromiss in der Frage der palästinensischen Flüchtlinge aus dem Unabhängigkeitskrieg möglich machen. Zudem würde Ostjerusalem zur Hauptstadt eines palästinensischen Staates erklärt. Im Gegenzug würden die arabischen Nationen die Beziehungen zu Israel normalisieren.
kommuniqué Einem Bericht des israelischen Fernsehsenders Channel 2 zufolge stimmte Netanjahu erneuten arabischen Anstrengungen unter der Leitung Saudi-Arabiens und Ägyptens zu. Das habe der Ministerpräsident in einem Telefonat mit US-Außenminister John Kerry am Abend vor dem Beginn des Gipfels bestätigt.
Angeblich hat dieses Telefonat für das vage Ergebnis in Paris gesorgt, heißt es. Das Abschlusskommuniqué besagt lediglich, dass man bis zum Jahresende eine internationale Friedenskonferenz in Paris abhalten wolle. Und das, obwohl Ayrault zuvor darauf beharrt hatte, dass »Zeit kein neutraler Faktor« ist. »Ein offenes Ende für Verhandlungen würde die Realität und die ständige Gefahr einer Eskalation außer Acht lassen.«
Überraschenderweise hat die israelische Regierung nach der jüngsten Erweiterung ihrer Koalition um die rechtsnationale Partei Israel Beiteinu des Hardliners Lieberman immer wieder betont, an einer Zweistaatenlösung mit den Palästinensern interessiert zu sein. Auch Lieberman bestätigte das bei seinem Amtsantritt als Verteidigungsminister. Allerdings machte Netanjahu am Jom Jeruschalajim, der am Sonntag in ganz Israel begangen wurde, unumwunden klar: »Jerusalem wird nie wieder geteilt werden.«