Gil Ofarim hat den Antisemitismus-Skandal um seine Davidstern-Kette im Leipziger Westin Hotel erfunden. »Die Vorwürfe treffen zu«, gestand der Musiker heute überraschend vor Gericht.
Das Verfahren gegen Ofarim wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung ist damit eingestellt worden. Der 41-Jährige muss einen Geldbetrag in Höhe von 10.000 Euro zahlen, sagte am Dienstag der Vorsitzende Richter am Landgericht Leipzig. »Die Beweislage war schwierig«, teilte Strafverteidiger Alexander Stevens nach dem Prozess mit.
Die 10.000 Euro sollen offenbar der Jüdischen Gemeinde zu Leipzig und dem Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz zukommen.
Ofarim hatte im Oktober 2021 ein Video vor dem Eingang des Westins auf Instagram veröffentlicht. Darin behauptete er den Tränen nahe, er sei an der Rezeption vom Hotelmanager Markus W. abgewiesen worden, weil er eine Kette mit Davidstern getragen habe. Der Manager würde ihn erst einchecken lassen, wenn er die Kette wegstecke, log Ofarim in dem Video.
Die Staatsanwaltschaft Leipzig ermittelte erst gegen Markus W., kam aber dann zu der Einschätzung, dass sich der Vorfall nicht so zugetragen hat. Das Verfahren gegen den Hotelmanager wurde eingestellt, kurz darauf eines gegen Ofarim eröffnet.
Ofarim entschuldigt sich bei Hotelmanager Markus W.
Markus W. hatte zu Prozessbeginn geschildert, wie der Antisemitismus-Vorwurf gegen ihn sein Leben verändert habe. Bereits am 5. Oktober habe er eine Morddrohung über seine Geschäftsmail erhalten. Er hätte sich kaum auf die Arbeit konzentrieren können, sei schließlich nach Hause gefahren, und wenig später an einen »sicheren Ort« gebracht worden, erzählt er.
Das Hotel habe einen schwarzen Van organisiert, der ihn und seine Partnerin abgeholt habe. Bevor er einstieg, habe W. noch seinen Namen von der Klingel abgerissen. Lange habe er im Westin ohne Namensschild gearbeitet, bevor er das Hotel wechselte. Er werde nervös, wenn es um das Thema gehe. Manchmal könne er nicht schlafen.
Zu dem Hotelmanager, der als Nebenkläger auftritt, sagte der Musiker am Dienstag: «Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid.» Das Video habe er gelöscht. Markus W. nahm Ofarims Entschuldigung an.
Zentralrat kommentiert Fall
Kurz nach der Entschuldigung äußerte sich der Zentralrat der Juden zu dem Fall. »Zwei Jahre lang hat Gil Ofarim Mitarbeiter eines Leipziger Hotels des Antisemitismus beschuldigt. Nun hat er gestanden, dass er gelogen hat«, so die jüdische Dachorganisation.
»Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt. Neben der Öffentlichkeit hat er auch die jüdische Gemeinschaft belogen«, hieß es in einer Mitteilung des Zentralrats. In der Gesellschaft gebe es ein Antisemitismus-Problem. Viele Juden seien gerade »in der jetzigen aufgeheizten gesellschaftlichen Situation verunsichert« und erlebten Judenhass und Ablehnung.
Es sei richtig, bei einem Antisemitismusvorwurf auf der Seite des Betroffenen zu stehen, ihm beizustehen und die Antisemitismuserfahrung zunächst nicht in Frage zu stellen. Umgekehrt darf so ein Vorwurf niemals grundlos erhoben werden. Und das ist hier leider passiert.
»Wir verurteilen das Verhalten von Gil Ofarim. Er muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen«, erklärte der Zentralrat der Juden.
Hotelmanager äußert sich
Der Hotelmanager ist derweil nach Angaben seines Anwalts froh, dass «die Wahrheit ans Licht gebracht werden konnte.» Details zu der Höhe des Schadensersatzes nannte Rechtsanwalt Daniel Bäumgärtner am Dienstag am Landgericht Leipzig nicht: «Wir sind soweit mit dem Abschluss zufrieden und dabei bleibt es auch», erklärte Baumgartner. «Was Besseres hätte uns nicht passieren können.» ja