Einspruch

Gesetz der Moral

Die Baupläne des KZ Auschwitz, die 2008 gefunden wurden, sind mittlerweile nach Israel, in die Gedenk- und Forschungsstätte Yad Vashem, gelangt. Darüber wird derzeit diskutiert. Das deutsche Bundesarchiv reklamiert die Dokumente für sich; dem Springer-Verlag, der sie dem israelischen Ministerpräsidenten mitgab, wird vorgeworfen, illegal gehandelt zu haben.

Wer hat das Recht, über diese Dokumente zu verfügen? Als Historiker muss ich sagen, dass es drei Orte gibt, die als Aufbewahrungsort geeignet sind. Es ist das Bundesarchiv, es ist das Auschwitz-Museum in Polen, und es ist ohne Zweifel Yad Vashem.

überlebender Aber ich spreche nicht nur als Historiker, ich bin auch Überlebender von Auschwitz. Die Dimension des Verbrechens verlangt nicht nach nationalen Gesetzen, sondern nach etwas, das man moralisches Gesetz nennen sollte. Das wohl bedeutendste Beispiel hierfür ist der Fall Eichmann. Nicht, dass deutsche oder polnische Gerichte keinen korrekten Prozess durchgeführt hätten. Aber es gibt die Stimme der Opfer, die allermeisten von ihnen waren Juden, und der Staat der Überlebenden ist Israel.

Im Fall Eichmann wie im Fall der Baupläne geht es um die Opfer, deren Erinnerung wichtig und aktuell ist. Vor etwa 20 Jahren bat mich die BBC, an einem ungewöhnlichen Film teilzunehmen: Ich sollte vier Neonazis aus Deutschland und Großbritannien Auschwitz zeigen. Ich stellte mich diesen Leuten und zeigte ihnen das Leiden. Das tat ich mit einer Sammlung aus Gegenständen, Dokumenten, Erinnerungen. Sehr wichtig ist die Authentizität, denn diese Sammlung ist ein starkes Argument gegen die Holocaustleugnung.

Die Baupläne von Auschwitz sind Teil dieser Sammlung. Letztlich gehören sie nach Yad Vashem. Dessen Pflicht ist es, Duplikate zu erstellen, die im Museum für deutsche Geschichte in Bonn, in Warschau, in Paris, in Washington und an vielen anderen Orten gezeigt werden.

Der Autor leitet das Jüdische Historische Institut in Warschau und ist Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025

Berlin

Karoline Preisler bei Marsch gegen Antisemitismus

»Es ist ganz besonderer Marsch, weil Männer Frauen und Kinder, Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammengekommen sind«, sagt die Juristin und Politikerin

 01.12.2025

Potsdam

Anne Frank mit Kufiya: Jüdische Gemeinde fordert Ausstellungs-Stopp

Eine Ausstellung im Museum Fluxus+ will Ähnlichkeiten zwischen Palästinensern und Israelis aufzeigen. Doch die Darstellung zieht Kritik aus der Jüdischen Gemeinde und von Brandenburgs Antisemitismusbeauftragten auf sich

 01.12.2025

Interview

»Nach dem Waffenembargo gibt es einiges zu kitten«

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter über den Antrittsbesuch des Bundeskanzlers in Israel, Siedlergewalt im Westjordanland und die Kooperation mit dem Mossad

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Hamburg

So reagiert die Politik auf den Rücktritt Stefan Hensels

Wegen der vorzeitigen Amtsaufgabe des Antisemitismusbeauftragten macht die CDU dem rot-grünen Senat schwere Vorwürfe. Der Erste Bürgermeister lobt dagegen die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Beauftragten

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 01.12.2025