Einspruch

Geschlossene Gesellschaft

Jeder, der schon einmal in Israel war, kennt die Szene: Junge Leute kommen ins Café, manche in Uniform, manche in Zivil – alle haben ihr Galil-Sturmgewehr dabei. Sie setzen sich an einen Tisch, legen ihre Waffen ab, trinken einen »Kaffee hafuch«, lachen und gehen wieder.

Nichts passiert. Im Westjordanland sieht man Siedler mit gehäkelten Kippot, die ihre Kinder im Kindergarten abliefern und im Supermarkt einkaufen; die Pistole steckt im Gürtel. Auch hier passiert im großen und ganzen nichts. Gewiss, da war jener Baruch Goldstein, der 29 betende Muslime erschoss – aber es ist nicht so, dass alle paar Monate jemand durchdreht und ein Blutbad anrichtet. So etwas geschieht nur in Amerika – immer und immer wieder, zuletzt in Newtown, Connecticut. Was ist der Unterschied?

Fundamentalisten Amerikanische Juden mögen keine Waffen. Die meisten von ihnen hätten nichts dagegen, wenn eine Regierungsbehörde von Tür zu Tür gehen würde, um die 300 Millionen Knarren jeder Art einzusammeln, die sich in amerikanischen Haushalten befinden sollen. Waffen verbinden sich im amerikanisch-jüdischen Bewusstsein mit fundamentalistischen Hinterwäldlern, sie riechen nach Kosaken und Antisemitismus.

Das darf man merkwürdig finden. Denn die zionistische Bewegung hatte kaum etwas Dringenderes zu tun, als Juden zu bewaffnen. Die Voraussetzung für den Aufstand im Warschauer Ghetto war, dass Pistolen und Handgranaten hineingeschmuggelt wurden – Stück für Stück, unter den Augen der SS.

Das Problem sind nicht die Waffen. Israel gibt das beste Beispiel einer Gesellschaft, die bis an die Zähne hochgerüstet und dabei sehr zivil ist. Das Problem besteht vielmehr darin, dass in Amerika keine gesetzliche Krankenversicherung existiert; dass Geisteskranke häufig nicht betreut werden, sondern als Obdachlose durch die Straßen schlurfen. In Israel wären Paranoiker wie der Mörder von Newtown und seine Mutter wahrscheinlich schnell in der geschlossenen Abteilung einer Nervenheilanstalt gelandet.

Geiseln

»Sie sind in Lebensgefahr«

Hagai Levine über den Gesundheitszustand der Geiseln und die Folgen langer Gefangenschaft

von Sabine Brandes  13.02.2025

München

Zentralrat der Juden: »Wir beten für die zahlreichen Verletzten«

Jüdische Organisationen äußern sich bestürzt, nachdem ein Auto in München in eine Kundgebung fuhr und dabei zahlreiche Menschen verletzte

 13.02.2025

Braunau

Streit über belastete Straßennamen im Hitler-Geburtsort

Das österreichische Braunau am Inn tut sich weiter schwer mit seiner Vergangenheit. Mehrere Straßen tragen nach wie vor die Namen bekannter NS-Größen. Das soll sich nun ändern

 13.02.2025

Antisemitismus

Abgekürzte Namen für die Sicherheit

Seit dem 7. Oktober setzen jüdische Gemeinden in der Bundesrepublik verstärkte Sicherheitsmaßnahmen um. Diese reichen bis hin zur Anonymisierung von Geburtstagswünschen

 13.02.2025

Verschwörungstheorien

Gedenkstätte Auschwitz kämpft gegen Desinformation

Holocaust-Leugner verbreiten ihre Thesen vor allem über das Internet. Mit einer Online-Lektion will die Gedenkstätte im ehemaligen deutschen Konzentrationslager mit Verschwörungsmythen aufräumen

von Doris Heimann  13.02.2025

Interview

Droht ein neuer großer Krieg in Afrika?

Der Ostafrika-Experte Jonathan Beloff über den kaum beachteten Krieg in der DR Kongo und seine Ähnlichkeiten und Unterschiede zum Nahostkonflikt

von Benedikt Just  13.02.2025

Gaza

Ägypten: Wiederaufbau bestes Mittel gegen Vertreibung

Auch Jordanien und andere arabische Länder lehnen eine Umsiedlung der Palästinenser strikt ab. Nach entsprechenden Aussagen von US-Präsident Trump kündigt Kairo einen Gegenvorschlag an

 13.02.2025

Berlin

Geldnot bremst Projekte gegen Judenhass aus

Ende 2024 bekannte sich der Bundestag zum Schutz jüdischen Lebens in Deutschland. Die zuständigen Stellen in Bund und Ländern warnen jedoch: Die nötigen Mittel im Haushalt stünden zur Disposition

 13.02.2025

Washington D.C.

Rubio reist nach München und Israel

Präsident Trump hat mit seinen Plänen für den Gazastreifen für Aufregung gesorgt. Jetzt reist sein Chefdiplomat in die Region. Vorher nimmt er an der Münchner Sicherheitskonferenz teil

 13.02.2025