Dass es eine Sensation sein soll, deutet der reißerische Titel an: »David Irving spricht wieder in Deutschland!« Der rechtsextreme Historiker aus England, mehrfach verurteilter Schoa-Leugner, ist auf einer Tournee, die ihn auch nach Berlin führt.
Dass er seit März dieses Jahres wieder nach Deutschland einreisen darf – ein bis 2022 geltender Ausweisungsbescheid war vom Verwaltungsgericht München aufgehoben worden –, präsentiert Irving als seinen persönlichen Sieg. Am 10. September um 18.30 Uhr will er in Berlin sprechen – »mit anschließendem Abendessen im Herzen Berlins« –, um einer gut betuchten Anhängerschar, die für den Abend 120 US-Dollar, umgerechnet 91 Euro, zahlt, ein »einmaliges Erlebnis« zu bescheren, wie es auf Irvings Website heißt. »Aus bestimmten Gründen« sei das Essen nur im Voraus zu buchen.
Wer mehr vom Geschichtsrevisionisten hören möchte, kann sich ihm auch für 500 Dollar anschließen und wird unter anderem zum »Führerhauptquartier« begleitet.
Lebensunterhalt Der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, fordert Politik und Behörden auf, »diesen Auftritt unter allen Umständen zu verhindern. Der Lüge und dem Hass darf in Berlin kein Forum gegeben werden.« Irving, der vor seiner Verurteilung wegen Leugnung der Schoa bei etlichen renommierten deutschen Verlagen veröffentlicht hatte, versucht seit einigen Jahren mittels Vortragsreisen durch Europa seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Nur in Österreich, wo der mittlerweile 75-Jährige eine Weile in Haft saß, hat er noch bis 2014 Einreiseverbot.
Zur Werbung für seine bizarre Tournee gehört auch ein angebliches Hitler-Zitat vom August 1944, das Irving in englischer Sprache wiedergibt: »Nur ein englischer Historiker der nächsten Generation, mit Archiven vertraut und Deutsch fließend beherrschend, wird jemals eine gerechte Biografie über mich verfassen können.« Irvings 800-Seiten-Buch Führer und Reichskanzler. Adolf Hitler 1933–1945 ist beim Onlinebuchhändler amazon.de noch im Sortiment.