Spionage

Geschäft mit der Gnade

Seit einem Vierteljahrhundert ist der israelische Spion Jonathan Pollard in den USA in Haft. Nun hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu offiziell von US-Präsident Barack Obama seine Freilassung gefordert. Das teilte Netanjahus Büro am Dienstag mit.

Seit Wochen wird in Israel über eine Begnadigung Pollards spekuliert. Ob Obama auf Netanjahus Ansinnen eingeht, ist freilich noch offen. Als sicher gilt, dass Pollards Freiheit nicht zum Nulltarif erhältlich ist. Israel werde als Gegenleistung Konzessionen in der Siedlungspolitik machen müssen, sagen Beobachter in Jerusalem. »Pollard gegen Baustopp« komme für sie nicht in Frage, warnt der Vorsitzende des Siedlerrates, Danny Dayan. Das käme einer Erpressung gleich.

Obama Die Begnadigung Pollards könnte indessen das getrübte Verhältnis zwischen der israelischen und der US-Regierung verbessern, vermutet Ra’anan Gissin, der langjährige Sprecher des ehemaligen Premiers Ariel Scharon. Nicht nur Netanjahu würde davon profitieren. Obama könnte mit der Begnadigung des Spions bei den jüdischen Wählern punkten und gleichzeitig der is- raelischen Regierung signalisieren, dass er an einer Verbesserung des bilateralen Verhältnisses interessiert sei, vermutet die Jerusalem Post.

Der amerikanische Jude Jonathan Pollard war als Zivilangestellter der US-Marine mit der Auswertung von Geheimdienstmaterial beschäftigt gewesen. Der begeisterte Zionist wusste, dass der amerikanische Geheimdienst nicht uneingeschränkt mit Israel zusammenarbeitete. Deshalb suchte er den Kontakt zu israelischen Spionagediensten. Der Mossad wollte mit Pollard allerdings nichts zu tun haben, weil ihm der Amerikaner als wenig vertrauenswürdig galt. Pollard lernte dann Oberst Aviem Sella kennen, einen Offizier der israelischen Luftwaffe, der damals in New York Informatik studierte. Sella erkannte den Wert der Informationen, die Pollard anbieten wollte. Er soll von Pollard das vollständige Handbuch des globalen elektronischen Überwachungsnetzes der USA erhalten haben.

Pollards Begnadigung ist in den vergangenen Jahren immer wieder ein Politikum gewesen. So wurde zum Beispiel seine Entlassung bei den Friedensgesprächen in Wye River diskutiert. Netanjahu hatte damals gehofft, er werde zusammen mit dem prominenten Gefangenen nach Israel fliegen können.

München

Bayerns Ministerpräsident Söder übt scharfe Kritik am Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu

»Das Gericht hat sich massiv selbst beschädigt«, betont der CSU-Politiker - und gab eine klare Antwort auf die Frage, ob Netanjahu auf deutschem Boden verhaftet werden sollte

 24.11.2024

Gemeinden

Blick auf ein besonderes Jahr

Die Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagte in München. Für große Begeisterung im Saal sorgte die Rede des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder

von Katrin Richter  24.11.2024

Vereinte Arabische Emirate

Chabad-Rabbiner in Dubai vermisst

Berichten zufolge könnte der Rabbiner durch den Iran entführt oder ermordet worden sein

 24.11.2024

Kriminalität

»Schwachkopf«-Post zu Habeck: Jetzt melden sich die Ermittler zu Wort

Ein Mann soll Wirtschaftsminister Habeck im Netz beleidigt haben. Dass dann die Polizei zu Besuch kam, sorgte nicht nur im Umfeld des Vizekanzlers für Verwunderung. Die Ermittler liefern Erklärungen

von Frederick Mersi  22.11.2024

Antisemitismus

Polizei sucht nach Tatverdächtigem vom Holocaust-Mahnmal

Der Mann soll einen volksverhetzenden Text in das dortige Gästebuch geschrieben haben

 22.11.2024

Debatte

Theologen werfen Papst einseitige Sicht auf Nahost-Konflikt vor

Ein Schreiben von Papst Franziskus zum Nahost-Krieg enthalte einen »blinden Fleck im Denken«

 22.11.2024

Debatte

CDU-Ministerpräsident verurteilt Haftbefehl gegen Netanjahu

»Völlig ausgeschlossen, dass ein demokratisch gewählter Ministerpräsident aus Israel auf deutschem Boden verhaftet wird, weil er sein Land gegen Terroristen verteidigt«

 22.11.2024

CDU/CSU

Unionspolitiker: Verhaftung von Netanjahu auf deutschem Boden »unvorstellbar«

Die größte Oppositionsfraktion kritisiert die fehlende Haltung der Bundesregierung

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024