Berlin

Gemeinsam am Gleis 17

Israels Verteidigungsminister Joav Galant hat gemeinsam mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius am Mahnmal »Gleis 17« an die Deportation von Berliner Juden erinnert. Beide legten am Freitagmorgen Kränze an der Gedenkstätte am S-Bahnhof Grunewald nieder und liefen an dem stillgelegten Gleis entlang.

Die Deutsche Bahn hat das Mahnmal 1998 eingerichtet. Es soll an die Rolle der ehemaligen Reichsbahn erinnern, die im Oktober 1941 mit der Deportation deutscher Juden in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager begonnen hatte.

»El Male Rachamim« Bei der kurzen Gedenkzeremonie, an der auch der Zeitzeuge Franz Michalski und seine Frau Petra teilnahmen, trug Militärbundesrabbiner Zsolt Balla das »El Male Rachamim« vor und sprach das Kaddisch.

Anschließend sagte Minister Galant unserer Zeitung, dass ihm als Sohn und Enkel von Schoa-Überlebenden das Gedenken an diesem Ort sehr viel bedeute. »Für mich geht es um die Kontinuität des jüdischen Volkes. 80 Jahre, nachdem die Juden in Deutschland und Europa vernichtet wurden, kommt der israelische Verteidigungsminister nach Berlin und wird als freier Mann und freie Führungspersönlichkeit eines freien Landes akzeptiert.«

Dies sei die größte Veränderung, die geschehen ist. »Wir wissen, dass dies nicht die gleichen Deutschen sind, wie damals, aber es sind definitiv auch nicht die gleichen Juden«, so Galant weiter. »Wir haben die Fähigkeit, uns selbst zu schützen und uns selbst zu verteidigen, in unserem eigenen freien und unabhängigen Staat, dem Staat Israel.«

Hoffen für die Zukunft Bundesverteidigungsminister Pistorius sagte der Jüdischen Allgemeinen, er sei sehr bewegt vom Gedenken und der Begegnung. »Diese ist besonders, weil sie wenige Worte braucht. Man sieht die Bilder quasi vor sich.« Es sei immer wichtig, an das Geschehene zu erinnern, »weil es unser Erbe ist«, so Pistorius. »Und ergreifend ist zu sehen, was Deutschland und Israel aus diesem Erbe gemacht haben. Und das lässt hoffen für die Zukunft.«

Galant war zu einem zweitägigen Besuch in Berlin, um eine Vereinbarung über den Kauf des israelischen Raketenabwehrsystems Arrow 3 durch Deutschland zu besiegeln. Am Donnerstag unterzeichnete er mit seinem deutschen Amtskollegen eine entsprechende Vereinbarung. Es ist der größte Rüstungsdeal in der israelischen Geschichte.

Galant hob dabei hervor, dass beide Länder damit Geschichte geschrieben hätten. Deutschland habe Israels Sicherheit stark unterstützt. Nun sei Israel stolz, »dass wir dasselbe für Deutschland tun, unseren strategischen Partner». Fast 80 Jahre nach dem Holocaust sei «dies ein bewegender Moment für jeden Juden«. Die heutige Beziehung Israels zu Deutschland zeige, »dass Nationen ihren Weg ändern können«. (mit dpa)

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert