Am Dienstag veröffentlichte das Simon-Wiesenthal-Zentrum (SWZ) wie jedes Jahr eine Liste der zehn gravierendsten Vorfälle von Judenhass weltweit. 2016 steht für die jüdische Menschenrechtsorganisation die amerikanische Enthaltung bei der jüngsten Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über die israelische Siedlungstätigkeit an der Spitze.
Das SWZ warf der Obama-Regierung vor, mit ihrem Schritt »jüdische Geschichte ausgelöscht« zu haben. »Der erstaunlichste Angriff der Vereinten Nationen auf Israel wurde von Präsident Obama ermöglicht, als sich die USA bei einer Resolution des UN-Sicherheitsrates enthielten, die Israels Siedlungsbau verurteilt. Er hat jahrzehntelange US-Politik, derartigen diplomatischen Vorstößen gegen den jüdischen Staat zu widersprechen, ins Gegenteil verkehrt«, schrieb das Zentrum.
labour Den zweiten Rang auf der Liste nehmen der britische Labour-Chef Jeremy Corbyn und die ehemalige britische Politikerin Baroness Jenny Tonge ein. Der Antisemitismus in der Labour-Partei habe »stark zugenommen«, hieß es in dem Bericht. Corbyn, der zuvor schon die Hamas und die Hisbollah als »Freunde« bezeichnet hatte, fördere auch seinen strategischen Berater Seumas Milne, einen Hamas-Sympathisanten, so die Begründung.
Auf dem dritten Platz der Top-Ten-Liste rangiert Frankreich. Das Land habe »immer wieder Israel« herausgegriffen – »ungeachtet der zerstörerischen und mörderischen islamistischen Terrorattacken, der Tatsache, dass französische Juden weiter Zielscheibe sind, und Berichten von der Weigerung einiger muslimischer Polizeioffiziere, Synagogen zu bewachen«.
Die französische Regierung habe zudem als erstes EU-Mitglied Etiketten an israelischen Gütern gefordert, die in den besetzten Gebieten produziert werden.
GEW Oldenburg Den vierten Platz teilen sich verschiedene gegen Israel gerichtete BDS-Boykottaktionen, darunter neben der amerikanischen United Church of Christ (UCC), die BDS 2016 mit überwältigender Mehrheit unterstützte, und der kanadischen Ryerson-Universität in Toronto auch die deutsche Lehrergewerkschaft GEW und deren Kreisverband in Oldenburg. Christoph Glanz, einer ihrer Vertreter, hatte in einem Artikel der GEW-Zeitschrift einen »totalen Boykott Israels« gefordert, hieß es in der SWZ-Begründung. Darin war unter anderem die Rede von »ethnischer Säuberung« gewesen (www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/26460).
Auf den Plätzen fünf bis acht stuft das SWZ Richard Spencer ein, Leiter des rechtsextremen amerikanischen National Policy Institute (NPI), Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und die palästinensische Terrororganisation Hamas, ferner »die Explosion antisemitischer Attacken in den Niederlanden« und die schwedische Außenministerin Margot Wallström – sie sorge sich »mehr um die Terroristen als um deren Opfer«.
Platz neun nimmt der Antisemitismus im Sport ein – Ausbrüche dieser Art wurden vorwiegend gemeldet aus den USA, den Niederlanden, Kroatien, Italien, Großbritannien und Polen –, Platz zehn die Diffamierung des polnisch-jüdischen Historikers Jan Tomasz Gross (www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/24698). ja