Unmittelbar vor dem internationalen Holocaust-Gedenktag hat der Arbeitskreis der Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus den Vorschlag kritisiert, einen einheitlichen europaweiten Tag des Gedenkens für die »Opfer aller autoritärer und totalitärer Regime« einzuführen. Nach einem Beschluss des Europäischen Parlaments soll dieser jährlich am 23. August, dem Jahrestag der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Paktes, begangen werden.
Ablehnung In einem Offenen Brief an die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg, Klaus Wowereit und Matthias Platzeck, lehnen die Mitglieder des Arbeitskreises den Vorschlag »einhellig und entschieden« ab. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland und das American Jewish Committee unterstützen den Protest.
Die Briefinitiatoren verweisen dabei auf Stellungnahmen der Präsidenten der Vereinigungen der Überlebenden von Holocaust und Konzentrationslagern, die sich zuletzt im November mit einem Schreiben an EU-Kommission und -Parlament gegen den geplanten Gedenktag ausgesprochen hatten.
Schoa-Überlebende und Gedenkstättenvertreter befürchten bei der angestrebten »Gleichheit im Gedenken« unhistorische »Gleichsetzungen und Relativierungen«. Es werde Gegensätze vertiefen, »alte Wunden wieder« aufreißen und »zu neuen Auseinandersetzungen und Konfrontationen« führen.
In dem Schreiben bittet der Zusammenschluss der NS-Gedenkstätten in Berlin-Brandenburg »die beiden Landesregierungen von Berlin und Brandenburg, diesen Initiativen zur Einführung dieses Gedenkstages sowohl in den beiden Bundesländern als auch auf nationaler und europäischer Ebene nicht zu folgen, folgen, sondern sie abzulehnen und ihnen zu widersprechen.«