Einspruch

Gegen die Gleichgültigkeit

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Thomas Lohnes/Zentralrat der Juden

Als WDR, NDR und SWR bekannt gaben, die US-Serie Holocaust zu wiederholen, werden sich nicht wenige gefragt haben, ob das notwendig ist. Der Vierteiler hakt holzschnittartig die Stationen der Judenvernichtung ab. Wozu das Ganze? Das historische Geschehen ist hinlänglich bekannt. Neuere Forschungserkenntnisse sind in der Serie von 1979 natürlich nicht zu finden.

Die vergleichsweise hohen Einschaltquoten und Reaktionen der Zuschauer zeigen: Es war genau die richtige Entscheidung. Und erstaunlich ist die Resonanz letztlich nicht. 1979 stieß Holocaust eine intensive gesellschaftliche Debatte an. Die Aufarbeitung der NS-Verbrechen fand sehr spät statt, aber gründlich. Dies ist aber kein Grund, sich jetzt auf die Schulter zu klopfen und sich zurückzulehnen.

auschwitz Denn 74 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, an die am Holocaust-Gedenktag am 27. Januar weltweit erinnert wird, bleibt festzuhalten: Die Geschichtsvergessenheit hierzulande ist groß. Damit einher geht eine große Distanz zur Schoa.

Schon 2008 zeigte eine Studie, dass Schüler im Geschichtsunterricht beim Thema Nationalsozialismus emotional nicht mehr erreicht werden. 2017 offenbarte eine Umfrage, dass nur gut die Hälfte der Schüler wusste, was Auschwitz-Birkenau war.

generationen Die Konfrontation nachwachsender Generationen mit den Verbrechen der Schoa ist eine bleibende Aufgabe. Jungen Menschen, egal welcher familiärer Herkunft, muss die Möglichkeit gegeben werden, Empathie für die Opfer zu entwickeln – sei es durch die letzten Zeitzeugen, durch einen guten Schulunterricht oder Besuche der authentischen Stätten.

Wer den Blick in den Abgrund der Schoa geworfen hat, wer das Geschehen – soweit das möglich ist – an sich heranlässt, der wird für die Menschenwürde kämpfen, im heutigen Deutschland, in Europa und weltweit. Geschichtsvergessenheit führt zu Gleichgültigkeit. Doch Gleichgültigkeit gegenüber Auschwitz darf es niemals geben.

Der Autor ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Frankfurt am Main

»Antisemitische Reaktion« im Studio des Hessischen Rundfunks

Die deutsch-israelische Informatikexpertin Haya Schulmann erhebt schwere Vorwürfe gegen eine Moderatorin und die Redaktion des Hessischen Rundfunks

von Imanuel Marcus  30.01.2025 Aktualisiert

Frankfurt

»Unentschuldbares Machtspiel«: Michel Friedman tritt aus CDU aus

Friedrich Merz habe mit der Abstimmung im Bundestag die »Büchse der Pandora« geöffnet, so der Publizist

 30.01.2025

Geiselabkommen

Sorge um das Schicksal der verbliebenen deutschen Geiseln

Tut die Bundesregierung genug für ihre verschleppten Staatsbürger in Gaza? Kritiker haben daran Zweifel

von Detlef David Kauschke  30.01.2025

Studie

Wann war die AfD bei Abstimmungen wichtig?

Die AfD hat im Bundestag für eine Mehrheit des Unionsantrags für schärfere Migrationspolitik gesorgt. Es ist nicht das erste Mal, dass sie Mehrheiten beschafft

 30.01.2025

Vandalismus

CDU-Geschäftsstellen in Dortmund und Lünen beschmiert

Zuvor wurde eine Schützenhalle im Sauerland besprüht. Die Taten stehen mutmaßlich im Zusammenhang mit einem Unionsantrag, der mithilfe von AfD-Stimmen im Bundestag verabschiedet wurde

 30.01.2025

Debatte

Holocaust-Überlebende Eva Umlauf: »Tun Sie es nicht, Herr Merz«

Eva Umlauf hat als kleines Mädchen das NS-Vernichtungslager Auschwitz überlebt. Sie richtet einen direkten Appell an die Union, nicht mit der AfD zu stimmen

 30.01.2025

Berlin

NS-»Euthanasie«-Opfer erhalten Anerkennung durch den Bundestag

Die Nationalsozialisten ließen massenhaft Patienten und Insassen von Heil- und Pflegeanstalten sowie von »rassisch« und sozial unerwünschten Menschen ermorden

 30.01.2025

Freiburg

Jüdische Gemeinde sieht »untragbare Lage« an Albert-Ludwigs-Universität

In einem offenen Brief an Rektorin Kerstin Krieglstein heißt es, jüdische Studenten würden ausgegrenzt. Das ist offenbar nur die Spitze des Eisbergs

von Imanuel Marcus  30.01.2025

Debatte

Holocaust-Überlebender will Verdienstkreuz zurückgeben

Mit den Stimmen der AfD wird ein Unionsantrag im Bundestag verabschiedet. Das Entsetzen ist vielerorts groß. Engagierte des NS-Gedenkens ziehen Konsequenzen

 30.01.2025