Sachsen

Gedenkstättenleiter nach NS-Vergleich unter Druck

Stiftungsgeschäftsführer Siegfried Reiprich Foto: PR / Steffen Giersch

Wegen umstrittener Äußerungen auf Twitter gerät der
Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried
Reiprich, zunehmend unter Druck. Nach Politikern von Linken und
Grünen brachte am Mittwoch auch Landeskulturministerin Barbara
Klepsch (CDU) ihr Befremden zum Ausdruck. Sie distanziere sich scharf
von Reiprichs auf der Online-Plattform verbreiteten Aussagen,
erklärte Klepsch, die auch dem Rat der Stiftung vorsitzt, in Dresden.

https://twitter.com/SReiprich/status/1277561423611269122

»Der angedeutete Vergleich zwischen den jüngsten Krawallen in
Stuttgart und den NS-Pogromen 1938 verkennt die Wesensmerkmale von
politischer Gewaltherrschaft«, erklärte die Ministerin. Dies
widerspreche klar dem Sinn der Gedenkstättenarbeit. Klepsch kündigte
an, den Stiftungsrat wegen Reiprichs Äußerungen kurzfristig zu einer
Sitzung einzuladen. »Mir geht es darum, dass sich das zuständige
Stiftungsorgan mit der Angelegenheit befasst«, sagte sie.

Reiprich hatte am Montag mit Blick auf die Ausschreitungen gegen
Polizisten und Plünderungen in Stuttgart am vorletzten Wochenende
getwittert: »War da nun eine Bundeskristallnacht oder ’nur‹ ein
südwestdeutsches Scherbennächtle?« Tags darauf sorgte er auf
derselben Plattform mit einer weiteren Äußerung für Irritationen, in
der er weiße Menschen als bedrohte Minderheit darstellte.

Zu dem ersten Tweet erklärte der kultur- und erinnerungspolitische
Sprecher der Linksfraktion im sächsischen Landtag, Franz Sodann,
Reiprich habe mit seiner Aussage die Vorfälle in Stuttgart mit
systematischen, gewaltsamen Übergriffen auf jüdisches Leben 1938
gleichgesetzt. Reiprich habe der Erinnerungskultur in Sachsen
»schweren Schaden« zugefügt.

https://twitter.com/SReiprich/status/1277886676673736706

Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Claudia
Maicher, erklärte, der Vergleich zu Stuttgart »relativiert auf
irrwitzige Art und Weise NS-Verbrechen«, das »Fabulieren über eine
weiße Minderheit in Europa« leiste »rassistischen und rechtsextremen
Angriffen auf unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt Vorschub«.

Der Theologe und SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter
kritisierte, Reiprich spiele »bewusst, willentlich und öffentlich«
mit Vergleichen aus der NS-Zeit und gebe sich als Anhänger rechten
Gedankenguts zu erkennen. Damit verletze er »genau diese
Opfergruppen, für die er eine besondere Verantwortung an prominenter
Stelle wahrzunehmen hätte«, sagte Richter.

Reiprich war bereits früher wegen seiner Amtsführung in die Kritik
geraten. Die Stiftung hatte vergangene Woche sein vorzeitiges
Ausscheiden aus dem Amt noch in diesem Jahr bekanntgegeben. Laut
Kulturministerium will Reiprich seinen Dienstvertrag zum 30. November
beenden. epd

Berlin

78-Jähriger schmiert israelfeindliche Parolen

Der Staatsschutz ermittelt

 04.12.2024

Leipzig

Terror-Sympathisantin sollte an Hochschule sprechen

Jumana Manna feiert die Massaker der Hamas in Israel

 04.12.2024

Berlin

Fanclub »Bundestags-Makkabäer« wird gegründet

Die Abgeordneten wollen ein Zeichen für Vielfalt und Respekt setzen

 04.12.2024

Nahost

Iran droht mit Austritt aus Atomwaffensperrvertrag

Die mögliche Reaktivierung alter UN-Sanktionen im Atomstreit sorgt für Diskussionen in Teheran. Nun greift die iranische Regierung zu einer deutlichen Drohung

 04.12.2024

Berlin

Gesine Schwan weist Kritik an Festrede zurück

Der Veranstalter habe gewusst, dass sie über die »Auseinandersetzung mit dem historischen und dem gegenwärtigen Gebrauch des Wortes Antisemitismus« sprechen würde

 04.12.2024

Paris/Riad

Frankreich plant Gipfel zur Zwei-Staaten-Lösung

Präsident Macron will Palästina »in einem nützlichen Moment« anerkennen

 04.12.2024

Terror

Mutmaßliches Hisbollah-Mitglied bei Hannover festgenommen

Der Vorwurf: Mitgliedschaft in ausländischer terroristischer Vereinigung

 04.12.2024

Berlin

Gesine Schwan sorgt mit Nazi-Vergleichen für Eklat

Während die SPD-Politikerin ihre Festrede zum 75. Jubiläum der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit hielt, verließen mehrere Zuhörer den Saal. Der Veranstalter distanziert sich von Schwan

von Stefan Meetschen  03.12.2024

«eXit»

Antisemitismus: Dutzende Autoren verlassen das frühere Twitter

Der Kurznachrichtendienst sei »toxisch« geworden, heißt es in einem offenen Abschiedsbrief

 03.12.2024