Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Jörg Skriebeleit, hat das Vereinnahmen von Dietrich Bonhoeffer durch rechte Christen in den USA kritisiert. Die politische Vereinnahmung durch evangelikale Rechte in den USA sei unerträglich, sagt Skriebeleit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei nicht nur eine Vereinnahmung, sondern eine komplette Umzeichnung und Instrumentalisierung der historischen Figur Bonhoeffer und auch seiner Theologie.
Jüngst entfacht wurde die Kontroverse durch den Film »Bonhoeffer«, der ab März in die deutschen Kinos kommt. Dieser Spielfilm mit seinen fiktionalen Elementen sei »nicht das eigentlich Problematische«, sondern wie er vom US-evangelikalen Filmvertrieb »neu aufgeladen« werde, erläutert Skriebeleit. Dabei finde eine »Umdeutung und Verzerrung des Symbols Bonhoeffer« statt.
Spätestens seit den 1970er Jahren sei Bonhoeffer eine »Ikone« gewesen, die von unterschiedlichen Gruppen vereinnahmt worden sei, sagte Skriebeleit. Konservative Militärs wie Friedensbewegte aus Kirchenkreisen hätten sich bereits in den 1980er Jahren auf Bonhoeffer bezogen.
Der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer war am 9. April
1945 im Arresthof des Konzentrationslagers Flossenbürg von Nationalsozialisten ermordet worden. Zuvor war in Berlin in Haft und im Konzentrationslager Buchenwald interniert gewesen.
Niemand wisse letztlich, wer Bonhoeffer wirklich gewesen sei, sagt Skriebeleit. »Aber dass er für seine urchristlichen, urhumanistischen, antitotalitären, anti-antisemitischen Haltungen hier in Flossenbürg ermordet worden ist, das ist der Mensch Dietrich Bonhoeffer.« Aufgabe der Gedenkstätte sei es, »alle Symbolisierungen und Instrumentalisierungen kritisch zu hinterfragen, um dem Menschen gerecht zu werden«.
Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg begeht Bonhoeffers 80. Todestag am 9. April mit einer Reihe von Veranstaltungen. Man wolle versuchen, die historische Person und das Symbol Bonhoeffer »zu dekonstruieren und dabei den Menschen Dietrich Bonhoeffer wieder zurückzuholen«. epd