Der 9. Oktober wird in diesem Jahr in Halle ein Tag des Gedenkens an die Opfer des Terroranschlags auf die Synagoge sein. Um 12.01 Uhr, dem Zeitpunkt des ersten Schusses auf die Synagoge in der Humboldtstraße, werden alle Kirchenglocken der Stadt zwei Minuten lang läuten und das öffentliche Leben still stehen, wie der Oberbürgermeister der Stadt Halle, Bernd Wiegand (parteilos), am Donnerstag ankündigte. Am Nachmittag des 9. Oktober werden dann zwei Gedenktafeln an der Synagoge sowie vor dem Döner-Imbiss enthüllt.
Wiegand sagte, der 9. Oktober 2019 sei einer der schlimmsten Tage, den die Stadt erleben musste. Die Jüdische Gemeinde in Halle wird an diesem Tag auch ein Mahnmal, in das die alte Synagogen-Tür integriert ist, auf ihrem Gelände vorstellen. Der Attentäter, der am 9. Oktober 2019 in die Synagoge eindringen wollte, scheiterte an der geschlossenen Holztür zu dem Gotteshaus.
»Die Gemeinde wird in diesem Jahr an Jom Kippur mit Gebeten auch der Opfer gedenken.«
Max Privorozki, Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Halle
Die durch den Beschuss schwer beschädigte Tür wurde bereits ausgetauscht. Das Mahnmal solle auch die Erinnerung an die beiden Mordopfer Jana L. und Kevin S. wachhalten, sagte der Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Halle, Max Privorozki.
Der 9. Oktober 2019 werde für immer präsent sein. Die Gemeinde werde in diesem Jahr an Jom Kippur mit Gebeten auch der Opfer gedenken, sagte Privorozki. Eingeladen sei auch die Gruppe aus Berlin, die im vergangenen Jahr zu Gast war und den Anschlag in der Synagoge miterleben musste. Jom Kippur wird in diesem Jahr am 28. September gefeiert.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) betonte, die wichtigste Botschaft sei der gemeinsame Kampf gegen Antisemitismus.
Zudem beteilige sich die Gemeinde an dem Gedenkprogramm des Landes und der Stadt. Eine zentrale Gedenkfeier wird es in der Ulrichskirche in Halle geben. Daran könnten aufgrund der Corona-Pandemie allerdings nur 100 Menschen teilnehmen. Der genaue Ablauf ist noch in der Planung. An mehreren Orten in der Stadt soll laut Wiegand aber ein Livestream angeboten werden.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) betonte, die wichtigste Botschaft sei der gemeinsame Kampf gegen Antisemitismus. Die Gesellschaft dürfe Antisemitismus und Rassismus nicht zulassen. Hier gelte null Toleranz. Mit den Gedenkveranstaltungen solle am Jahrestag auch ein klares Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt werden.
Bereits am 6. Oktober werde die Landesregierung auf einer auswärtigen Kabinettssitzung in Halle ein Landesprogramm gegen Antisemitismus beschließen. Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) kündigte zudem eine zweite Demokratie-Konferenz für den 9. Oktober im Stadthaus an.
Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019 einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt, zwei Menschen erschossen und weitere verletzt. Vor der Synagoge erschoss er die 40 Jahre alte Passantin Jana L. und in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss den 20 Jahre alten Kevin S..
Mit Sprengsätzen und Schusswaffen wollte der Täter in die abgeschlossene Synagoge gelangen, um möglichst viele Juden zu töten.
Die Bundesanwaltschaft hat den 28-jährigen Stephan B. wegen Mordes in zwei Fällen und versuchten Mordes in mehreren Fällen sowie weiteren Straftaten angeklagt.
Mit Sprengsätzen und Schusswaffen wollte er in die abgeschlossene Synagoge gelangen, um möglichst viele Juden zu töten. Zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hielten sich dort 52 Gläubige auf. Der Attentäter muss sich seit 21. Juli vor dem Oberlandesgericht Naumburg verantworten. Die Verhandlung findet aus Sicherheits- und Platzgründen in Magdeburg statt.