Am 79. Jahrestag der Befreiung von Überlebenden des Konzentrationslagers Bergen-Belsen sieht die dortige Gedenkstätte die offene demokratische Gesellschaft in Gefahr. Sie werde von rechtsextremen Akteuren zunehmend bedroht, teilte die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten am Montag in Celle mit. In Bergen-Belsen und auch anderen niedersächsischen Gedenk- und Lernorten sei eine zunehmende Zahl von Äußerungen zu verzeichnen, die unverhohlen antisemitisch, demokratiefeindlich und geschichtsrevisionistisch seien. Antisemitische Schmierereien, Sachbeschädigungen oder anonyme Anrufe sollten Mitarbeiter bewusst verunsichern.
Das ehemalige Kriegsgefangenen- und Konzentrationslager Bergen-Belsen wurde am 15. April 1945 durch britische Truppen befreit. Sie fanden Tausende unbestattete Tote und Zehntausende todkranke Menschen auf dem Gelände in der Lüneburger Heide. In dem Lager starben von 1939 bis 1945 mehr als 50.000 Menschen. Unter den Opfern waren auch die 15-jährige Anne Frank und ihre Schwester Margot, die im März 1945 an Typhus starben.
Die Geschäftsführerin der Stiftung und Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Elke Gryglewski, erklärte, die Vorfälle machten sie einerseits besorgt. Andererseits zeigten sie, dass Gedenkstätten als wichtige Orte demokratischer Bildung wahrgenommen würden. »Wir haben ein feines Gespür dafür, dass auch vermeintlich banale Vorkommnisse immer wieder Grenzüberschreitungen darstellen, die wir konsequent als solche sichtbar machen.«
Die offizielle Gedenkfeier findet am 5. Mai statt
Die Stiftung strebt Gryglewski zufolge eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Polizei an, um gemeinsam gegen die Angriffe vorzugehen. Das diesjährige Gedenken zum Jahrestag der Befreiung des Lagers Bergen-Belsen werde bewusst gemeinsam mit Überlebenden und zivilgesellschaftlichen Akteuren gestaltet. »Wir wollen zeigen, dass Erinnerung für unsere Gegenwart und Zukunft eine bleibend wichtige Aufgabe ist, die uns zusammenhält und stärkt.«
Die offizielle Gedenkfeier findet nach Angaben der Stiftung am 5. Mai statt. Neben Überlebenden wollen daran auch Niedersachsens Landtagspräsidentin Hanna Naber sowie Kultusministerin und Stiftungsratsvorsitzende Julia Willie Hamburg (Grüne) teilnehmen. kna