Politiker und Angehörige von Opfern haben am Sonntagabend bei einer Gedenkandacht an den islamistischen Terroranschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche vor fünf Jahren erinnert.
Am Ort des Anschlags räumte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Fehler des Staats ein. »Der Staat hat sein Versprechen auf Schutz, auf Sicherheit und Freiheit nicht einhalten können«, sagte Steinmeier. Der Staat »steht in der Pflicht, die Fehler, Versäumnisse und Probleme auszuräumen, die dazu beigetragen haben, dass dieser Anschlag nicht verhindert wurde«, betonte er. Der Anschlag habe die Hinterbliebenen in Schmerz und Trauer gestürzt.
Unter den Teilnehmern der Andacht war auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und seine designierte Nachfolgerin Franziska Giffey (alle SPD).
Tat Am 19. Dezember 2016 war ein islamistischer Terrorist abends in einem gekaperten Lastwagen in den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche gerast.
Opfer hatten sich vor dem fünften Jahrestag in einem offenen Brief an die Bundesregierung unzufrieden geäußert. Sie forderten einen würdigen Umgang mit den Betroffenen und die umfassende Aufklärung der Tat. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte dies zu. »Soweit noch Fragen offen sind, werden wir Antworten suchen«, erklärte die SPD-Politikerin. »Nichts wird unter den Teppich gekehrt. Das sind wir den Opfern und Hinterbliebenen schuldig.«
Vertrauen Steinmeier betonte in seinem Redemanuskript für einen Gedenkakt am Sonntagabend, der Staat »steht in der Pflicht, die Fehler, Versäumnisse und Probleme auszuräumen, die dazu beigetragen haben, dass dieser Anschlag nicht verhindert wurde«. Bei neuen Erkenntnissen zur Tat müsse man weiter ermitteln. »Nur so kann das Vertrauen der Menschen in ihren Staat wieder wachsen«, betonte Steinmeier. Der Anschlag »galt unserer Art zu leben: in Frieden, Freiheit und Demokratie«. Diese dürfe man sich nicht nehmen lassen.
Die Opferorganisation Weißer Ring erinnerte daran, dass die Aufarbeitung noch längst nicht abgeschlossen sei. »Es laufen immer noch mühsame Prozesse vor allem im Bereich der Opferentschädigung, es gibt etliche Erwerbsunfähigkeiten von Betroffenen«, sagte Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer der »Heilbronner Stimme«.
Trauma Teils kämen noch neue Fälle hinzu, weil Menschen nur scheinbar gut zurecht gekommen seien. »Sie haben das Trauma zunächst gar nicht erkannt«, sagte Biwer. Die Behörden hätten im Umgang mit den Opfern Fehler gemacht, etwa bei der Zusendung blutgetränkter Gegenstände, aber auch bei Entschädigungsanträgen. »Da war kein opfersensibler Umgang zu erkennen, es gab keine Transparenz«, sagte sie.
Nach der Andacht in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche war ein stilles Gedenken an dem Mahnmal an den Stufen hinter der Kirche geplant.
Dort lagen am Abend zahlreiche Kränze und Blumen. Auf den Stufen standen Fotos der Todesopfer und brennende Kerzen. Auch der Name des 13. Todesopfers - eines Helfers, der im Oktober dieses Jahres an den Spätfolgen seiner Verletzungen starb - war an den Stufen angebracht. Um 20.02 Uhr, der Zeit des Anschlags sollten 13 Glockenschläge an die Toten erinnern. dpa