In der vergangenen Woche gab es wieder einmal einen Fall antisemitischer Hetze im italienischen Fußball. Fans von Lazio Rom hatten im Stadion Hetzbilder mit dem Motiv Anne Franks geklebt.
Ein Eklat, der sich einreiht in zahlreiche andere größere und kleinere judenfeindliche Ausbrüche auf europäischen Fußballplätzen in jüngster Vergangenheit. Wieder ist der mediale Aufschrei groß. Und wieder wird die Frage gestellt, was getan werden muss, um diesen Wahn- und Irrsinn zu bekämpfen.
gedenkarbeit Ich richte die Aufmerksamkeit lieber auf das, was nachhaltig getan wird. Von Verbänden wie dem DFB mit dem Julius-Hirsch-Preis, von Vereinen mit Fanarbeit und Kulturprogrammen wie Studienreisen in KZ-Gedenkstätten, oder der Aufarbeitung der eigenen Klubgeschichte. Aber auch insbesondere von privaten Organisationen wie die in Deutschland ansässige Initiative »!Nie Wieder«.
Fußballfans aller Couleur setzen sich mit unbändiger Kraft ein für Toleranz, Respekt und Erinnerung. Nicht nur an Tagen wie diesen. Nicht nur an jährlichen Erinnerungstagen, sondern an jedem Tag. Im Vereinsheim, im Familien- und Freundeskreis, auf dem Sportplatz oder im Stadion. Offline und Online. Es gilt, dieser Arbeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken, sie zu fördern und zu unterstützen.
Denn eines ist klar: Das Fußballstadion ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Es ist eine öffentliche Bühne und ein Barometer unseres Zusammenlebens. Deshalb ist es kein Problem des Fußballs und auch keinesfalls ein Problem, das der Fußball trotz all seiner Wirkungskraft alleine lösen könnte. Das können wir nur als Gesellschaft. Als Team. Mit der festen Entschlossenheit, dass wir nicht stumm bleiben, wenn Hass auf die Straße getragen wird. Jeder von uns mit seinen Mitteln, jeder in seinem Umfeld, auf seine Art und Weise.
Der Autor arbeitete neun Jahre für den DFB und ist heute Geschäftsführer der Spielerberatungsagentur Stellar Group.