Donald Trump wird wohl nicht im Stadion sein, wenn am nächsten Sonntag in Houston/Texas die New England Patriots gegen die Atlanta Falcons im Super Bowl antreten. Eine staatsmännisch-neutrale Pose wäre von dem neuen Präsident wohl ohnehin nicht zu erwarten, was nicht nur mit seiner Art, Politik zu machen, zusammenhängt. Trump ist vielmehr ein leidenschaftlicher Fan der Patriots.
Da stört ihn auch gar nicht, dass der Club aus Boston einem ausgewiesenen Demokraten gehört, vielmehr macht der Umstand, dass der Patriots-Besitzer sein Freund Robert Kraft ist, Trump zum Patriots-Fan. Kraft ist der milliardenschwere Inhaber der Kraft Holding, die in den USA und in Israel Unternehmen besitzt.
schabbat 1941 geboren, wuchs Robert Kraft in einer jüdisch-orthodoxen New Yorker Familie auf. Sport spielte im Leben des heute erfolgreichsten Inhabers eines NFL-Teams allerdings lange keine Rolle, denn Training und Spiele fielen in den meisten Sportarten auf den Schabbat oder kollidierten mit dem Hebräischunterricht, den der junge Robert nach der Schule besuchte.
Eigentlich hatte Vater Harry, der einen Schneiderbetrieb in Chinatown besaß, gehofft, dass der Sohn Rabbiner wird. Aber der wollte lieber Wirtschaft studieren.
1962 lernte Robert dann in einem Bostoner Deli Myra kennen, die Tochter eines litauischen Juden, dem 1935 die Flucht in die USA gelungen war. Knapp ein Jahr später heirateten sie. Beide setzten die philanthropische Tradition ihrer im Geschäftsleben erfolgreichen Eltern fort, insgesamt spendeten die Krafts in den letzten 40 Jahren mehr als als 100 Millionen Dollar, und das nicht nur in den USA: In Israel bauten sie unter anderem das Jerusalemer Kraft Family Stadion und sorgten mit ihrem »Passport to Israel«-Programm dafür, dass Bostoner Kinder und Jugendliche das Heilige Land kennenlernen konnten.
schrottstadion Und beide waren leidenschaftliche Football-Fans. 1992 verhinderte Robert Kraft, dass die New England Patriots von ihrem damaligen Eigentümer einfach in einer anderen Stadt angesiedelt wurden – was in der Sportart nicht unüblich ist, die Fans aber immer sehr verärgert. Die Krafts hingegen wollten das Team in Boston behalten, und so bot man die damalige Rekordsumme von 175 Millionen Dollar. So viel Geld für ein Team zu bezahlen, das, wie damals ein Journalist schrieb, »für ein Jahrzehnt furchtbar schlechten Football in einem völligen Schrottstadion« stand, irritierte nicht nur Experten. Kraft jedoch machte sich unverdrossen an die Aufbauarbeit, und 2001 gelang der erste von mittlerweile insgesamt vier Super-Bowl-Titelgewinnen.
2011 traf Kraft ein Schicksalsschlag, von dem er sich lange nicht erholte – und der indirekt für die ungewöhnliche Freundschaft zum heutigen Präsidenten der USA sorgte. Im Juni vor sechseinhalb Jahren starb Myra an Krebs. Donald und Melania Trump flogen nicht nur am nächsten Tag zur Trauerfeier in die Synagoge nach Boston, sondern kamen auch während der siebentägigen Trauerzeit, in der die Angehörigen Schiwa sitzen, bei Kraft zu Hause vorbei, um ihm beizustehen.
»Das folgende Jahr war das schlimmste meines Lebens«, erinnerte sich Kraft kürzlich in einem Interview, »ich war am Ende.« Dass ausgerechnet Donald Trump ihm half, den Tod seiner Frau zu überstehen, rechnet er ihm noch heute hoch an: »Ein Jahr lang rief er mich regelmäßig einmal in der Woche an, fragte mich, wie es mir ging, lud mich ein, versuchte, mich auf andere Gedanken zu bringen.« Insgesamt hätten nur ganz wenige Menschen, »vielleicht fünf oder sechs«, sich ihm gegenüber so hilfreich und mitfühlend verhalten, betonte Kraft. »Das werde ich ihm nie vergessen.«
Dabei liegen Trump und Kraft politisch nicht auf einer Wellenlänge, Kraft ist sein ganzes Erwachsenenleben lang Anhänger der Demokraten gewesen. Und er gehörte zu den größten Finanziers von Barack Obamas Wahlkämpfen. Während der Patriots-Quarterback Tom Brady schon 2015 mit einer »Make America Great Again«-Mütze, die im Trump-Wahlkampf verteilt wurde, beim Training gesehen wurde, hielt Kraft sich jedoch in diesem Wahlkampf bewusst mit einer Kandidatenempfehlung zurück.
inauguration Gleichwohl war Kraft auch zu einem großen Dinner vor der Amtseinführung Trumps eingeladen, wo der künftige Präsident ihn in seiner Rede erwähnte und den Patriots viel Glück fürs große Finale am Sonntag wünschte.
Politisch äußert sich Robert Kraft auch weiterhin nur vage. Der »New York Times« sagte er vor einigen Wochen, er halte es für eines der größten Probleme Amerikas, dass die sogenannten Working Poor trotz mehrerer Jobs meist kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten können. »Arbeiter und Menschen mit niedrigem Einkommen brauchen mehr Hilfe. Dazu ist es wichtig, dass neue Jobs geschaffen werden und die Konjunktur anzieht.« Aber, so sagte Kraft, er sei einigermaßen optimistisch, dass dies dem neuen Präsidenten und seinem Team gelinge.